Ärzte ohne Grenzen: Eindämmung von Arzneimittelresistenzen erfordert konkrete Aktionen

Im Vorfeld des morgigen High-Level Meetings der Vereinten Nationen zu antimikrobiellen Resistenzen fordert Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) die Regierungen zu ehrgeizigerem Handeln auf.  

Antimikrobielle Resistenzen (AMR) sind eine der häufigsten Todesursachen weltweit. Allein im Jahr 2021 waren rund 4,7 Millionen Todesfälle auf Infektionen mit resistenten Bakterien zurückzuführen. Seit der ersten Erklärung der Vereinten Nationen von 2016 wurden jedoch nur unzureichende und ungleiche Fortschritte im Kampf gegen Arzneimittelresistenzen erzielt. Nur wenige der besonders betroffenen Länder waren in der Lage, nationale Aktionspläne zu finanzieren und umzusetzen. Die im Vorfeld des aktuellen Treffens veröffentlichte politische Deklaration enthält wichtige Punkte, die die globale Reaktion auf AMR stärken. Ärzte ohne Grenzen empfiehlt jedoch, die Verpflichtungen zu konkretisieren.  

„Wir sehen in vielen unserer Einsatzländer erschütternde Raten arzneimittelresistenter Infektionen, insbesondere weil das dortige Gesundheitspersonal nicht über die Mittel verfügt, AMR zu verhindern, zu erkennen und darauf zu reagieren“, sagt der internationale Präsident von Ärzte ohne Grenzen Christos Christou.  

„Die UN-Deklaration ist ein begrüssenswerter Schritt zur Stärkung der globalen Reaktion auf Antibiotikaresistenzen und drückt wichtige Bestrebungen für globale Gerechtigkeit und Solidarität aus", so Christou. „Weil die Herausforderung jedoch so immens ist und weil in der Vergangenheit nur wenige stark betroffene Länder in der Lage waren, nationale Aktionspläne zu finanzieren und umzusetzen, hätte der Text viel konkreter und ehrgeiziger sein müssen“.  

Ärzte ohne Grenzen empfiehlt deshalb:  

  • Eine stärkere Einbindung von betroffenen Bevölkerungsgruppen und Nichtregierungsorganisationen in globale Initiativen. Nur dann können AMR-Initiativen in betroffenen Gebieten effektiv greifen.  
  • Die Deklaration schlägt ein unabhängiges Gremium vor, das Erkenntnisse über AMR weltweit wissenschaftlich bewerten soll. Es ist wichtig, dass dieses vorgeschlagene Independent panel on evidence for action against AMR unparteilich und transparent arbeitet und allen Ländern gegenüber rechenschaftspflichtig ist. Es sollte AMR-Forschung dort Priorität einräumen, wo Bevölkerungen besonders betroffen sind und wo gleichzeitig die Datengrundlage für effektive Massnahmen fehlt.  
  • Präzise Vereinbarungen, um weltweit Laborkapazitäten zu erhöhen. Der Zugang zu mikrobiologischen Laboren ist entscheidend für wirksame Prävention, Erkennung und Reaktion auf AMR. Die jetzige Deklaration enthält zwar die Verpflichtung, den Zugang zu Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten zu stärken, bleibt aber zu vage.  
  • Eine bessere Finanzierung von technischen Hilfen, die es Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ermöglichen, nationale Aktionspläne umzusetzen. Die derzeit vorgeschlagenen 100 Millionen US-Dollar, die bis 2030 in 60 Prozent der Länder nationale Aktionspläne mitfinanzieren sollen, reichen nicht aus.  
  • Konkrete Strategien und Programme, die dafür sorgen, dass der Zugang zu Diagnostika, Impfstoffen und Medikamenten gerecht verteilt ist. Regierungen sollten Fördermittel zur Entwicklung neuer antimikrobieller Medikamente ausserdem prioritär an öffentliche und nichtkommerzielle Initiativen vergeben, weil diese den effektiven Zugang und verantwortungsvollen Einsatz der Arzneimittel unterstützen und Forschungskooperation fördern. 

Mehr zum Thema: https://www.msf.org/antibiotic-resistance

Lukas Nef Head of Public Engagement, Médecins Sans Frontières (MSF)

 

 

 

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