50 Jahre medizinische Nothilfe: Sonderausstellung von MSF und MAPS zeigt an der photoSCHWEIZ die Realität hinter einzelnen Fotos

Seit einem halben Jahrhundert versorgt Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) Menschen in Notsituationen. In diesen fünf Dekaden hat sich die Welt – und mit ihr MSF – verändert. Geblieben indes ist das Leid vieler Menschen – ob im Südsudan, in Honduras oder Bangladesch. Das zeigt auch der Blick in die analogen und digitalen Fotoarchive von MSF und der Fotoagentur MAPS. Acht ikonische Fotos werden vom 2. bis 11. Juli an der photoSCHWEIZ in der Halle 550 in Zürich-Oerlikon in der Sonderaustellung «Mehr als ein Foto» präsentiert.

«Alles war zerstört. Immer wieder hörten wir Schüsse und machten nachts jeweils alle Lichter aus, um nicht aufzufallen», erinnert sich Dominic Nahr an seine Zeit im Südsudan im Dezember 2015. Dort hat der Schweizer Fotograf während Wochen mehrere Teams von MSF begleitet. Ende 2013 – nur gerade zwei Jahre nachdem der Südsudan unabhängig geworden war – brach erneut Krieg aus. Seitdem wurden mehr als 380 000 Personen getötet und Millionen in die Flucht getrieben. «Das Dorf Leer, in dem MSF arbeitete, wurde angegriffen und brannte dabei komplett ab. Für das MSF-Team war es extrem schwierig, die Menschen medizinisch zu versorgen», sagt Nahr. Mit seinen Fotos dokumentierte er die Konsequenzen der brutalen Gewalt für die Menschen in dieser Region.

Seit 50 Jahren arbeitet MSF dort, wo Menschen Krieg und Vertreibung, Hungersnöte und Epidemien, Überschwemmungen und Erdbeben erleben. Die medizinische Nothilfeorganisation hat sich oft mit neuen Situationen auseinandersetzen müssen. Einige Erfahrungen aus der Geschichte von MSF wurden von Fotografinnen und Fotografen der Fotoagentur MAPS festgehalten. Darunter die Erlebnisse von Dominic Nahr in Leer im Südsudan, oder die des belgischen Fotografen John Vink 1988 in Honduras, als MSF salvadorianische Geflüchtete medizinisch versorgte. «Als Fotograf kann ich die Aufmerksamkeit der Menschen auf humanitäre Krisen lenken und ein Bewusstsein für die Situation vor Ort schaffen», sagt Vink, der seit 1971 als Fotojournalist arbeitet.

Anlässlich ihres 50-Jahre-Jubiläums hat MSF Dominic Nahr und MAPS angefragt, einen Blick in die Archive von MSF und MAPS zu werfen. Nahr traf eine Auswahl von acht Bildern, die für ihn die verschiedenen Anliegen, für die sich der Fotograf wie auch MSF engagieren, gut sichtbar machen. Sie zeigen, auf wie viele Hindernisse der simple Versuch, Menschenleben zu retten, stossen kann. Und wie viel Kompetenz, Kreativität und Durchhaltevermögen nötig sind, um das Bestmögliche zu realisieren. Freude über Erfolge als auch Verzweiflung und Hilflosigkeit über Misserfolge lassen sich oft nicht in Worte fassen. Sie finden sich in den Fotos wieder. An der Schweizer Werkschau für Fotografie photoSCHWEIZ werden vom 2. bis 7. Juli 2021 in der Sonderausstellung «Mehr als ein Foto» acht Bilder und ihre Geschichten gezeigt, die beispielshaft für die humanitäre Arbeit von MSF stehen.

Begleitend zur Sonderausstellung erzählen die Fotografinnen und Fotografen von MAPS auf der Website msf.exposure.co/mehr-als-ein-foto wie ihre Bilder entstanden sind. Dabei werden die ganzen Kontaktbögen zur Entstehung des entsprechenden Fotos gezeigt. «Es lässt sich beobachten, wie sich die Fotografinnen und Fotografen in bestimmten Situationen bewegt haben, um mit den Menschen und deren Geschichten eine Verbindung aufbauen», sagt Nahr. Ebenso zeigen Briefwechsel, Visa und Tagebucheinträge, wie die Fotografinnen und Fotografen ihre Kamera einsetzen, um den Menschen ein Gesicht zu geben und deren Geschichten auch für andere zugänglich zu machen.

Über Dominic Nahr

Dominic Nahr ist Mitgründer der Fotoagentur MAPS und lebt zurzeit in Zürich. Der Schweizer, der in Hong Kong aufgewachsen ist, arbeitet unter anderem für das Time Magazine, GEO, die NZZ und das Online-Magazin Republik. 2008 hat der 38-Jährige in der Demokratischen Republik Kongo zum ersten Mal die Arbeit von MSF dokumentiert und begleitet seither regelmässig MSF-Einsätze, unter anderem in Kenia, Somalia, im Südsudan oder dem Tschad.

MAPS images - Creative laboratory // Photo Agency | MAPS Images
www.dominicnahr.com

Über MSF

MSF hat rund 100 Projekte in fast 75 Ländern – von der Hilfe für die Vertriebenen des jemenitischen Bürgerkriegs über die Bekämpfung des Ebola-Virus in Afrika bis hin zur Rettung von Migrantinnen und Migranten im Mittelmeer – «wir sind dazu verpflichtet, den Menschen, die wir medizinisch behandeln, eine Stimme zu geben und die Bedingungen aufzuzeigen, unter denen wir arbeiten, auch wenn es nur ein leiser Aufschrei ist», sagt Christine Jamet, operative Leiterin von MSF Schweiz in Genf. Dieses Gebot, das Schweigen zu brechen und sich für Patienten und Patientinnen auszusprechen, wird als «Témoignage» (frz. für «Zeuge sein») bezeichnet. Es spielte bereits bei der Gründung von MSF vor 50 Jahren eine wichtige Rolle.

www.msf.ch

Über photoSCHWEIZ

Die photoSCHWEIZ gehört mit fast 30 000 Besucherinnen und Besucher zu den wichtigsten und grössten Werkschauen für Fotografie in Europa. Im Juli 2021 zeigen über 200 Schweizer Fotografinnen und Fotografen ihre liebsten Bilder des Jahres.

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Das angefügte Foto von Dominic Nahr aus dem Südsudan kann im Rahmen der Berichterstattung über die Sonderausstellung verwendet werden.

Kontakt
Lukas Nef Communications Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Melina Stavrinos Team Media/Events, Médecins Sans Frontières
Lukas Nef Communications Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Melina Stavrinos Team Media/Events, Médecins Sans Frontières
Über Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)

MSF ist eine unabhängige medizinische Hilfsorganisation. MSF hilft Menschen in Not, Opfern von Naturkatastrophen sowie von bewaffneten Konflikten - ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft, religiösen oder politischen Überzeugung oder ihres Geschlechts.


1999 erhielt MSF den Friedensnobelpreis.

Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Kanzleistrasse 126
8004 Zürich