Afghanistan: Starker Anstieg von Masern-Fällen bei Kindern
Seit Januar sind die Teams von Ärzte ohne Grenzen in drei von der Organisation unterstützten Einrichtungen mit einer deutlichen Zunahme von Masern-Fällen konfrontiert.
Im laufenden Jahr ist bisher jeden Tag mindestens ein Kind in Afghanistan an Masern gestorben. Dies belegen Daten, die Teams von Ärzte ohne Grenzen in drei Spitälern erhoben haben; dem Regionalspital von Mazar-i Sharif, dem Regionalspital von Herat und dem Provinzspital Boost in Helmand. Die Daten zeigen, dass es 2025 bislang dreimal so viele Todesfälle gab wie im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres.
«Insbesondere für mangelernährte Kinder oder Kinder mit angeborenen Herzfehlern kann die Krankheit tödlich sein. Verhindert werden könnte sie durch Impfungen, aber die Durchimpfungsrate in Afghanistan ist nach wie vor niedrig», sagt Mickael Le Paih, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen.
Schnelle und gezielte Impfungen in den am stärksten von den Ausbrüchen betroffenen Bezirken würden dazu beitragen, die Zahl der Masernfälle zu verringern. Damit würden auch Spitalbetten für Kinder frei, die an Krankheiten leiden, deren Vorbeugung schwierig ist. In den drei Spitälern, in denen Teams von Ärzte ohne Grenzen bei der Diagnostik und Behandlung von Masern mithelfen, wurden in den ersten acht Wochen dieses Jahres 4799 Kinder mit Verdacht auf Masern behandelt. Dazu gehören sowohl komplizierte Masernfälle (25 Prozent), die eine Einweisung ins Spital erforderten, als auch weniger schwere Fälle (75 Prozent), die ambulant behandelt wurden.
Im Regionalspital von Herat hat Ärzte ohne Grenzen eine Notfallprojekt gestartet, um auf die hohe Zahl von komplizierten Masernfälle zu reagieren. So wurde unter anderem die Isolierstation von elf auf 60 Betten erweitert und zusätzliches Personal eingestellt.
«Wir stellen zusätzliche Ressourcen zur Verfügung, haben aber bereits zu wenig Platz für Patient:innen, die nicht nur an Masern, sondern auch an saisonal auftretenden Krankheiten leiden», sagt Le Paih.
Um auf die steigende Zahl an Masernfällen zu reagieren, bedarf es gemeinsamer entschlossener Anstrengungen, um gezielt Impfungen durchführen zu können und vielen Menschen den Zugang zu Behandlung zu ermöglichen.
Ärzte ohne Grenzen ist in Afghanistan in Bamiyan, Helmand, Herat, Mazar-i Sharif, Kandahar, Chost und Kundus aktiv. Die Projekte reichen von medizinischer Notfallversorgung über chirurgische Eingriffe, Entbindungen und Behandlung von Masernpatient:innen bis zur Versorgung von Patient:innen mit Mangelernährung.
Yvonne Eckert