Ankündigung: Kundgebung vor dem J&J Campus an der Gubelstrasse in Zug

Tuberkulose gehört zu den Infektionskrankheiten, an denen weltweit die meisten Menschen sterben. Problematisch ist vor allem die Ausbreitung von Infektionen, die durch multiresistente Tuberkulose-Erreger hervorgerufen werden, gegen die kaum ein Antibiotikum wirkt.

Abhilfe sollte Bedaquilin schaffen. Eines der modernsten Medikamente zur Behandlung von resistenter Tuberkulose, das vom Pharmaunternehmen Johnson & Johnson (J&J) hergestellt wird. J&J allein hält in vielen Ländern das Patent an Bedaquilin. Das Pharmaunternehmen verlangt jedoch so hohe Preise, dass viele Menschen, die die Therapie mit Bedaquilin eigentlich bräuchten, sie nicht erhalten. Dies ist auch deshalb untragbar, weil grosse Summen öffentlicher, gemeinnütziger und wohltätiger Gelder in die Entwicklung von Bedaquilin geflossen sind.

Mit einer weltweiten Kampagne fordert Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) einen Preis von 1 US-Dollar pro Patient pro Tag, damit mehr Menschen gegen resistente Formen der Tuberkulose (DR-TB) behandelt werden können.

Im Zuge dieser Kampagne organisiert Ärzte ohne Grenzen Schweiz am 17. Oktober eine Kundgebung vor dem Johnson & Johnson Campus Switzerland in Zug.

Wann: 17. Oktober 2019
Ort: Campus Switzerland, Johnson & Johnson, Gubelstrasse 34, 6300 Zug
Zeit: 12h-13h

Falls Sie sich für dieses Thema oder die Kundgebung interessieren, können wir Ihnen die Sicht von Ärzte ohne Grenzen in Bezug auf Preistransparenz und Bedaquilin gerne kurz darlegen.

Untenstehend finden Sie die Medienmitteilung zum Thema.

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Tuberkulose: Johnson & Johnson muss den Preis für Medikament senken

Zürich, 10. Oktober 2019. Das Pharmaunternehmen Johnson und Johnson (J&J) muss den Preis für das Tuberkulose-Medikament Bedaquilin senken. Mit einer weltweiten Kampagne fordert Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) einen Preis von 1 US-Dollar pro Patient pro Tag, damit mehr Menschen gegen resistente Formen der Tuberkulose (DR-TB) behandelt werden können. Bedaquilin ist eines der modernsten Medikamente zur Behandlung von DR-TB. J&J verlangt jedoch so hohe Preise, dass viele Menschen, die die Therapie mit Bedaquilin eigentlich bräuchten, sie nicht erhalten. Dies ist auch deshalb untragbar, weil grosse Summen öffentlicher, gemeinnütziger und wohltätiger Gelder in die Entwicklung von Bedaquilin geflossen sind.

Auch an Studien zur Anwendung des Medikaments hatten die Forschungsgemeinschaft sowie Gesundheitsministerien und nichtstaatliche Organisationen wie MSF einen entscheidenden Anteil. Trotzdem hält in vielen Ländern allein J&J das Patent an Bedaquilin und kann auch festlegen, in welchen Ländern es verkauft wird. Der niedrigste Preis, zu dem J&J das Medikament derzeit verkauft, liegt bei 2 US-Dollar pro Tag pro Patient. Dies entspricht einem Preis von fast 1‘200 US-Dollar für eine 20-monatige Behandlung, die viele Patienten mit DR-TB benötigen. In vielen Ländern liegt dieser Preis sogar noch weit höher. Die hohen Preise hindern viele besonders von TB betroffene Länder daran, ihre nationalen Behandlungsprogramme auszuweiten.

Bedaquilin ist eines von lediglich drei neuen TB-Medikamenten, die in den vergangenen 50 Jahren entwickelt wurden. Bisherige Therapien von DR TB waren langwierig und schmerzhaft und oft mit schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Psychosen und Gehörverlust verbunden. Die Heilungschancen lagen bei lediglich 55 Prozent für resistente und 34 Prozent für extrem resistente TB.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Bedaquilin vor einem Jahr als Hauptbestandteil neuer, rein oral zu verabreichender Therapien von DR-TB empfohlen. Der zunehmende Einsatz von Bedaquilin zeigt bereits Erfolge – sogar bei Patienten mit schlechteren Heilungschancen, wie Menschen mit HIV und mit extrem resistenter TB. Doch gemäss nationaler TB-Programme wurden bislang weniger als 12‘000 Menschen mit Bedaquilin behandelt. Dies sind bei Weitem zu wenige. Schätzungsweise 80 Prozent der 558‘000 Menschen, die laut WHO jährlich eine DR-TB entwickeln, bräuchten ein Bedaquilin enthaltende Therapie.

Die rasche Ausweitung der Behandlungen mit Bedaquilin wird nur dann erfolgen, wenn J&J den Arzneimittelstoff allgemein zugänglich macht – durch eine Preissenkung, aber auch indem es anderen TB-Medikamentenherstellern erlaubt, generische Versionen herzustellen. 

Mit Kundgebungen und Protesten vor den J&J Büros in den USA, Südafrika, Brasilien, Belgien, der Ukraine, Spanien und der Schweiz fordert MSF das Pharmaunternehmen auf, einen Preis von maximal 1 US-Dollar pro Patient pro Tag für das Medikament Bedaquilin zu verlangen, damit mehr Menschen gegen resistente Formen der Tuberkulose (DR-TB) behandelt werden können.

Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) behandelt Patienten mit TB seit rund 30 Jahren und ist heute einer der grössten nichtstaatlichen Akteure in der Behandlung der Krankheit. Die Programme, in denen MSF medikamentenresistente Tuberkulose behandelt, befinden sich mitunter in Konfliktgebieten, Slums, Gefängnissen, Flüchtlingslagern oder in ländlichen Gebieten. Bis September 2018 hat MSF in 14 Ländern mehr als 2‘000 Menschen mit den neueren Medikamenten behandelt, darunter 633 mit Delamanid – einem weiteren der drei neuen TB-Medikamente, die in den vergangenen 40 Jahren entwickelt wurden –, 1‘530 mit Bedaquilin und 227 mit einer Kombination aus beiden Medikamenten.

Kontakt
Lukas Nef Communications Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Lukas Nef Communications Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Über Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)

MSF ist eine unabhängige medizinische Hilfsorganisation. MSF hilft Menschen in Not, Opfern von Naturkatastrophen sowie von bewaffneten Konflikten - ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft, religiösen oder politischen Überzeugung oder ihres Geschlechts.


1999 erhielt MSF den Friedensnobelpreis.

Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
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