Ärzte ohne Grenzen: Saudi-Arabien muss humanitären Organisationen sofort wieder Zugang zum Jemen gewähren

Sanaa/Genf, In den vergangenen drei Tagen hat das von Saudi-Arabien geführte Militärbündnis keine Flüge von Ärzte ohne Grenzen in den Jemen zugelassen. Dies behindert die lebensrettende medizinische und humanitäre Hilfe für eine Bevölkerung in großer Not. Ärzte ohne Grenzen fordert die von Saudi-Arabien geführte Koalition auf, der Organisation unverzüglich ungehinderten Zugang zum Jemen und zu den bedürftigsten Menschen innerhalb des Landes zu gewähren.

Am 6. November hat die von Saudi-Arabien geführte Koalition erklärt, dass alle jemenitischen Grenzübergänge, Seehäfen und Flughäfen mit sofortiger Wirkung geschlossen würden. In Betracht gezogen werde aber „die Einfuhr von Hilfsgütern und die Ein- und Ausreise von humanitären Mitarbeitern“. Bisher wurde dieses Versprechen nicht eingehalten.

„In den vergangenen drei Tagen hat die von Saudi-Arabien geführte Koalition es Ärzte ohne Grenzen trotz immer neuer Anträge auf Genehmigung unserer Flüge nicht erlaubt, von Dschibuti nach Sanaa oder Aden zu fliegen“, sagt Justin Armstrong, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen im Jemen. „Der Zugang für Mitarbeiter und dringend benötigte Hilfsgüter in den Jemen ist entscheidend, um eine Bevölkerung, die bereits seit mehr als zweieinhalb Jahren unter dem Konflikt leidet, umgehend zu unterstützen", so Armstrong.

Im Jemen war der Zugang zur Gesundheitsversorgung schon bisher erheblich eingeschränkt. Hunderte medizinische Einrichtungen wurden während des Konflikts geschlossen, beschädigt oder völlig zerstört. Millionen Jemeniten wurden vertrieben und haben keinen Zugang zu ausreichend Nahrung, sauberem Wasser und grundlegenden Hilfsgütern.

„Die Blockade gefährdet Hunderttausende Menschenleben“, so Armstrong weiter. „Ihre Auswirkungen auf die Männer, Frauen und Kinder im Jemen sind bereits spürbar. Die Treibstoffpreise sind in den Ballungszentren sprunghaft angestiegen, Diesel und Gas zum Kochen werden knapper und Lieferungen lebenswichtiger Medikamente bleiben an den Grenzübergängen hängen. Die ohnehin erschütterte jemenitische Wirtschaft wird zweifellos weiter geschwächt werden, was es den Jemeniten zunehmend erschwert, ihre Lebensgrundlage zu sichern. Deshalb ist humanitäre Hilfe zwingend erforderlich."

Die Erklärung der von Saudi-Arabien geführten Koalition enthielt auch eine allgemeine Warnung an humanitäre Organisationen, bestimmte Gebiete im Jemen zu meiden. Dies würde Tausende Menschen, die am stärksten von der Krise betroffen sind, noch weiter von einer humanitären Grundversorgung abschneiden. Sollte diese Warnung in die Tat umgesetzt werden, widerspräche das dem humanitären Grundsatz der Unparteilichkeit. Er besagt, dass Hilfe unabhängig von politischen Erwägungen diejenigen erreichen muss, die sie am meisten brauchen.

Ärzte ohne Grenzen leistet derzeit medizinische Hilfe in 13 Krankenhäusern und Gesundheitszentren im Jemen und unterstützt mehr als 18 weitere Kliniken und Gesundheitszentren in elf Gouvernements im Jemen: Tais, Aden, Al-Dhale, Saada, Amran, Hadscha, Ibb, Sanaa, Hodeida, Abjan, Lahdsch. Mit fast 1.600 Mitarbeitern, darunter 82 internationalen Mitarbeitern, und finanzieller Unterstützung für mehr als 1.100 Beschäftigte des jemenitischen Gesundheitswesens ist das Hilfsprogramm von Ärzte ohne Grenzen im Jemen eines der größten weltweit.

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Anaïs Ludolph Media Coordinator, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Etienne Lhermitte Media Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
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