Aufruf zur Transparenz: detaillierte Kostenanalyse der klinischen Studie TB-PRACTECAL von Ärzte ohne Grenzen in der Zeitschrift PLOS
Der Artikel «Cost analysis of the TB-PRACTECAL clinical trial on novel tuberculosis treatment regimens» macht die detaillierten Kosten einer einzelnen klinischen Studie erstmals öffentlich und thematisiert dadurch den Mangel an Transparenz im Bereich der Arzneimittelforschung und -entwicklung (F&E).
Auf der Grundlage dieser Analyse hat Ärzte ohne Grenzen eine Toolbox zur Berichterstattung über die Kosten klinischer Studien entwickelt, um andere Akteure zu ermutigen, ihre Kosten für klinische Studien zu veröffentlichen.
Dr. Bern-Thomas Nyang'wa, medizinischer Direktor von Ärzte ohne Grenzen Holland, bemerkt dazu Folgendes:
«Indem wir unsere Kosten für klinische Studien zur Behandlung von arzneimittelresistenter TB offenlegen, fordern wir alle anderen an der Arzneimittelentwicklung beteiligten Akteure auf, dies ebenfalls zu tun. Wir zeigen, dass Transparenz bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung möglich und notwendig ist, um faire Preise für medizinische Produkte, einen gerechten Zugang und Rechenschaftspflicht gegenüber der Allgemeinheit zu gewährleisten.
Wir haben immer wieder erlebt, dass die hohen Preise für medizinische Produkte mit den hohen Kosten für Forschung und Entwicklung gerechtfertigt wurden. Diese Kosten werden aber von der Pharmaindustrie geheim gehalten, sodass die Preisentscheidungen nicht nachvollziehbar sind. Im Fall des Tuberkulosemedikaments Bedaquilin verzögerte sich der Marktzugang über ein Jahrzehnt lang aufgrund des exorbitanten Preises. Erst die Offenlegung der beträchtlichen öffentlichen und gemeinnützigen Investitionen in die Entwicklung des Medikaments führte zu einer weltweiten Bewegung, die eine Preissenkung für dieses lebensrettende Medikament zur Folge hatte.
Wir fordern alle Geldgeber:innen, Durchführenden klinischer Studien sowie F&E-Verantwortlichen generell dazu auf, ihre Kosten offenzulegen. Einsicht in diese zu erhalten ist für Regierungen, politische Entscheidungsträger:innen, Forscher:innen, Aktivist:innen und betroffene Gemeinschaften unerlässlich, um erschwingliche Preise festzulegen und einen gerechten Zugang zu gewährleisten.
Gerade bei Krankheiten wie Tuberkulose, im Zusammenhang mit Antibiotikaresistenzen und potenziellen Pandemieerregern ist Transparenz besonders entscheidend – denn hier geht es um nichts weniger als den Zugang zu lebenswichtigen, bezahlbaren Impfstoffen, Therapien und Diagnostika.»
Yvonne Eckert