Covid-19: Ärzte ohne Grenzen startet Hilfsmassnahmen in Genf

In Absprache mit den Gesundheitsbehörden und mit Unterstützung von privaten Hilfsorganisationen hat Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) Hilfsmassnahmen in der Westschweiz lanciert. Damit reagiert die Organisation auf die steigenden Bedürfnisse angesichts der Corona-Krise im Kanton Genf.

«Es geht insbesondere um die zusätzliche Belastung für die kantonalen Gesundheitseinrichtungen und Gemeindeorganisation durch die Ausbreitung der Epidemie», erklärt Patrick Wieland, der die MSF-Einsätze in der Schweiz leitet. «In einem gemeinsam erarbeiteten Vorschlag bieten wir an, den öffentlichen Diensten unser Knowhow zur Prävention von epidemisch auftretenden Krankheiten zur Verfügung zu stellen. Dazu werden zwei medizinische MSF-Experten im Genfer Universitätsspital (HUG) stationiert sein, um ihre Erfahrungen bei der Bekämpfung von Epidemien weiterzugeben.» Dabei geht es um die Behandlung von Covid-19-Patientinnen und Patienten, aber auch um die Organisation des Personals und der Abteilungen.

MSF bietet in Genf zudem verschiedenen Vereinen und dem Zivilschutz logistische Hilfe an. Unterstützt werden Hilfeleistungen für Randständige, Obdachlose, Migrantinnen und Migranten sowie unbegleitete Minderjährige. Dazu gehört es, in deren Unterkünften die Einhaltung der Hygieneregeln sicherzustellen und dafür zu sorgen, dass «social distancing» praktikabel ist. Konkret plant MSF Schulungen für Sozialarbeiterinnen und -arbeiter und Freiwillige, die in Notschlafstellen (Sleep-in) und anderen Aufnahmestätten tätig sind. Damit soll sichergestellt werden, dass bei der Verteilung von Hilfsgütern und Lebensmittelcoupons an rund 1300 bedürftige Familien die Schutzmassnahmen eingehalten werden.

Im Rahmen des Austauschs mit der Notfallstation des HUG hat MSF ein Team zusammengestellt, das bei den Pflegedienstleistungen in der Gemeinde Verstärkung bietet. Die Team-Mitglieder werden Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind und medizinische Überwachung erfordern, zu Hause besuchen und betreuen. Medizinische Notfälle werden ins Spital überwiesen.

Schliesslich gilt es, auch beim Umgang mit Covid-19-Verstorbenen eine Übertragung des Virus zu verhindern. Dies ist nicht nur für die Angehörigen, sondern auch für das zuständige Personal eine Belastung. MSF hat der Stadt Genf angeboten, die bestehenden Regelungen zu überprüfen, um anschliessend Empfehlungen abzugeben und die öffentlichen und privaten Bestattungsunternehmen entsprechend zu schulen.

 «Seit bald 40 Jahren haben wir unsere operative Einsatzleitung in Genf und leisten dort medizinische Hilfe, wo diese am dringendsten benötigt wird. Es ist uns ein Anliegen, auch auf die Bedürfnisse der Schweizer Bevölkerung einzugehen und bei Bedarf medizinische Einrichtungen und Behörden zu unterstützen.» sagt Reveka Papadopoulou, Präsidentin von MSF Schweiz.

«Epidemien stellen uns immer wieder aufs Neue vor Herausforderungen und erfordern Zusammenarbeit, Einfühlungsvermögen und Kreativität, um gemeinsam Lösungen zu finden. Wir müssen uns nun einerseits an die notwendigen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie anpassen und gleichzeitig neue Wege finden, um soziale Beziehungen und unsere Arbeit aufrechtzuerhalten. Dies bedingt, dass wir unsere Arbeitsweise überdenken, um unseren sozialen Auftrag weiterhin erfüllen zu können und unsere Familie, Freunde und Kollegen zu schützen. Solidarität ist die einzige Maxime, die unser Handeln leiten darf», so Papadopoulou.

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Als medizinische Nothilfeorganisation ist Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) sehr besorgt angesichts dieser gesundheitlichen Herausforderung von beispiellosem Ausmass. Die MSF-Teams von MSF unterstützen den Kampf gegen Covid-19 auch in Frankreich, Italien, Belgien, Spanien, Griechenland und Hong-Kong.

  • In Hongkong leistet MSF Aufklärungsarbeit in Bezug auf Hygiene und unterstützt die psychologische Betreuung von hilfsbedürftigen Gruppen.
  • In Italien unterstützen die Teams von MSF in Zusammenarbeit mit den italienischen Gesundheitsbehörden vier Spitäler in der Provinz Lodi in der Lombardei, dem Epizentrum der Epidemie in Italien.
  • In Frankreich hat MSF diese Woche Hilfsmassnahmen in Paris und in der Region Ile-de-France gestartet, damit bei den besonders hilfsbedürftigen Bevölkerungsgruppen mehr Tests durchgeführt und an dem Virus erkrankte Menschen behandelt werden können.
  • In Belgien hilft MSF bei der Behandlung besonders hilfsbedürftiger Bevölkerungsgruppen wie Obdachlosen und Migrantinnen und Migranten, die an Covid-19 erkrankt sind.
  • In Spanien arbeitet MSF mit dem Gesundheitsministerium zusammen, um die Kapazität der Spitäler zu erhöhen und um Orte zu ermitteln, an denen zusätzlich Spitäler eingerichtet werden könnten.

Parallel zum weltweiten Ausbruch des Coronavirus führt MSF ihre regulären Aktivitäten fort. MSF-Teams behandeln täglich Hunderttausende Patientinnen und Patienten mit verschiedensten Krankheiten und Bedürfnissen. Besondere Schwierigkeiten ergeben sich derzeit durch eingeschränkte Reisemöglichkeiten sowie durch den weltweiten Druck auf die Produktion einiger medizinischer Güter, insbesondere auf die Herstellung von Schutzausstattung für Mitarbeitende im Gesundheitswesen.

Es besteht auch die Gefahr von Versorgungsengpässen wegen der stockenden Produktion von Generika und Problemen bei der Einfuhr lebenswichtiger Medikamente aufgrund von Lockdowns, einer reduzierten Produktion von Basisprodukten, sowie Exportstopps oder Einlagerung von Medikamenten und Material zur Behandlung von COVID-19.

Erfahren Sie hier mehr zu den Aktivitäten von MSF betreffend Covid-19.

Kontakt
Thuy Chau Team Media/ Events, Médecins Sans Frontières
Lukas Nef Communications Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Thuy Chau Team Media/ Events, Médecins Sans Frontières
Lukas Nef Communications Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Über Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)

MSF ist eine unabhängige medizinische Hilfsorganisation. MSF hilft Menschen in Not, Opfern von Naturkatastrophen sowie von bewaffneten Konflikten - ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft, religiösen oder politischen Überzeugung oder ihres Geschlechts.


1999 erhielt MSF den Friedensnobelpreis.

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