Denguefieber-Einsatz in Honduras: Ärzte ohne Grenzen leistete Nothilfe für über 5000 Menschen

Denguefieber-Einsatz in Honduras: Ärzte ohne Grenzen leistete Nothilfe für über 5000 Menschen

Evelyn Zorrilla, die bei Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) als regionale Epidemiologin für Mexiko und Zentralamerika arbeitet, berichtet über den Einsatz der Organisation zur Bekämpfung des Dengue-Ausbruchs in Honduras. Sie erklärt, inwiefern der Verlauf der Krankheit ungewöhnlich war.

Wie ist der Denguefieber-Ausbruch in Honduras abgelaufen?

Ab August 2018 stieg die Zahl der Fälle von Denguefieber in ganz Honduras stetig an, bis schliesslich ein alarmierendes Ausmass erreicht war. Am stärksten betroffen war die Provinz Cortes. Im Januar 2019 waren über tausend Erkrankungen registriert worden. Im Februar bat uns das Spital Mario Catarino Rivas (HNMCR) um Unterstützung, da es nicht mehr in der Lage war, die Situation zu bewältigen.

Wie hat Ärzte ohne Grenzen auf diesen Ausbruch reagiert?

Wir behandelten Patient*innen mit Denguefieber-Symptomen in der pädiatrischen Abteilung am HNMCR. Dazu holten wir acht Ärzte, vier Kinderärzte, acht Pflegefachleute und vier Pflegehilfskräfte ins Team. Ferner wurden 16 Gesundheitsförderer eingestellt, um die Bekämpfung der Krankheitsüberträger – der Denguefieber-Mücke – zu unterstützen und ihre Vermehrung zu verhindern. Dies taten wir in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden von Choloma, einer der am stärksten betroffenen Gemeinden in Cortes.

Wie hat sich die Epidemie entwickelt?

Zwischen Februar und April stiegen die Fälle weiter an. In der Folge hat Ärzte ohne Grenzen die Unterstützung für das Spital HNMCR verstärkt, indem wir in der pädiatrischen Notaufnahme für Patienten mit Fieber oder erhöhter Temperatur ein Triagesystem einführten. Daneben unterstützten wir auch vier öffentliche Zentren für primäre Gesundheitsversorgung. So wurden für jedes Zentrum eine ärztliche Fachperson sowie eine Pflegefachperson eingestellt, die sich um diejenigen Patienten kümmern, die nicht stationär ins Spital mussten.

Die Krankheit breitete sich weiter aus, so dass wir im Juli unsere Aktivitäten zur Gesundheitsförderung neu ausrichteten und uns auf die Anwendung von Larviziden (Insektizid, das auf das Larvenstadium eines Insekts abzielt) in zehn Stadtvierteln von Choloma konzentrierten, wo die meisten Fälle von Denguefieber aufgetreten waren. Ab Anfang September konnten wir einen Rückgang verzeichnen. Nach diesen ermutigenden Anzeichen beschloss Ärzte ohne Grenzen, die Aktivitäten schrittweise zu reduzieren und den Einsatz Mitte Oktober zu beenden.

Was war bei diesem Ausbruch anders?

Die Entwicklung der Krankheit war ungewöhnlich, denn es war kein eindeutiger Verlauf bei der Anzahl neuer Fälle zu erkennen: In der einen Woche nahmen die Erkrankungen zu, in der nächsten wieder ab. Diese Epidemie folgte keinem Muster.

Wieso nahm die Anzahl der Fälle zunächst nicht wie erwartet ab?

Das lag an verschiedenen Faktoren. Zunächst einmal ist Denguefieber in diesem Teil von Honduras endemisch. Die Warnmeldungen für einen neuen Ausbruch erfolgten zudem nicht rechtzeitig und die Region war nicht auf eine solche Situation vorbereitet.

Weiter wertete Ärzte ohne Grenzen auch die Wirksamkeit des Insektizids aus, das gegen die Moskitos, die das Denguefieber übertragen, eingesetzt wurde. Die Evaluation ergab, dass bei den Moskitos eine 60-prozentige Resistenz gegenüber der verwendeten Chemikalien vorlag.

Wie können solche Ausbrüche in Zukunft möglichst verhindert werden?

Wir müssen die epidemiologische Überwachung verstärken und regelmässige, koordinierte Aktivitäten zur Gesundheitsförderung durchführen, um das Bewusstsein für die Krankheit und ihre potenziell tödlichen Folgen zu schärfen.

Ausserdem müssen wir unser Gesundheitspersonal kontinuierlich schulen, damit Diagnosen frühzeitig gestellt und Patienten umgehend behandelt werden können. Dies würde zu weniger Spitalaufenthalten und letztlich zu weniger Todesfällen führen.

Denguefieber-Hilfseinsatz in Zahlen

Anzahl Fälle behandelt durch Ärzte ohne Grenzen insgesamt: 5734

Anzahl Fälle behandelt im HNMCR: 5’171

Anzahl Fälle behandelt in den Gesundheitszentren von Choloma: 563

Anzahl Menschen, die insgesamt vom Gesundheitsförderungsteam unterstützt wurden: 90 335

 

Copyright Foto: MSF/Arlette Blanco

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Thuy Chau Team Media/ Events, Médecins Sans Frontières
Lukas Nef Communications Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
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