Die Situation auf den griechischen Inseln erreicht einen Wendepunkt

Reaktion von Stefano Argenziano, Einsatzkoordinator von MSF in Griechenland

«Vor fast vier Jahren ging die EU mit dem EU-Türkei-Abkommen einen entwürdigenden Deal ein und hat Menschenleben für politische Errungenschaften eingetauscht. Erneut muss Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) feststellen, dass es den EU-Mitgliedstaaten nur darum geht, diese Menschen um jeden Preis fernzuhalten – anstatt ihnen Hilfe anzubieten.

In den letzten Tagen hat die Situation einen tragischen Höhenpunkt erreicht: An der Grenze wird gegen Migrantinnen und Migranten Tränengas eingesetzt, der Umgang der Küstenwache wird gewaltsamer und die Situation kostete schlussendlich einem Kind das Leben.

Mit 40 000 Menschen, die auf den Inseln gefangen sind, hat die Situation sowohl für die Asylsuchenden als auch für die lokalen Gemeinden einen Wendepunkt erreicht. Beide fühlen sich im Zuge des EU-Türkei-Abkommens von den europäischen Staats- und Regierungschefs im Stich gelassen. Diese Spannungen äusserten sich schlussendlich in Unruhen, Strassensperren und an Gewalt gegen humanitäre Helferinnen und Helfer.

Den Menschen in Not wird die dringend benötigte Hilfe vorenthalten. So mussten Hilfsorganisationen, darunter auch die Teams von MSF, ihre Aktivitäten aufgrund der kritischen Sicherheitslage einschränken. Die Regierung Griechenlands und die Europäische Union muss umgehend Massnahmen zur Deeskalation der Situation einleiten.

Die griechische Regierung hat zwar Notfallmassnahmen angekündigt, diese zielen jedoch darauf ab, den Migrantinnen und Migranten das Recht auf Schutz zu nehmen und diese weiter in die Türkei zurückzudrängen. Diese Massnahmen werden nur zu noch mehr Chaos und Gewalt führen und die bereits prekäre humanitäre Situation weiter verschärfen.

Stattdessen müssen die Mitgliedstaaten Massnahmen ergreifen, die tatsächlich zur Lösung des Problems beitragen: Die Migrantinnen und Migranten auf das Festland oder in andere EU-Staaten umsiedeln, ein funktionierendes Asylsystem auf die Beine stellen und aufhören, Menschen auf den griechischen Inseln unter unmenschlichen Bedingungen festzuhalten.»

Kontakt
Thuy Chau Team Media/ Events, Médecins Sans Frontières
Etienne Lhermitte Media Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
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Über Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)

MSF ist eine unabhängige medizinische Hilfsorganisation. MSF hilft Menschen in Not, Opfern von Naturkatastrophen sowie von bewaffneten Konflikten - ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft, religiösen oder politischen Überzeugung oder ihres Geschlechts.


1999 erhielt MSF den Friedensnobelpreis.

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