DRKongo: Medizinische Einrichtungen immer wieder unter Beschuss

Ärzte ohne Grenzen beklagt gewaltsamen Tod eines Mitarbeiters

In den vergangenen Tagen hat sich die Sicherheitslage in der Umgebung der Stadt Uvira in der Provinz Süd-Kivu rapide verschlechtert. Die Bewohner:innen berichten von Plünderungen, zunehmender Gewalt und Kämpfen innerhalb der Stadt. Auch in Uvira trafen Schüsse medizinische Einrichtungen.

«Als wir die Schüsse hörten, mussten wir uns schnell in Deckung begeben, ebenso wie die Patient:innen. Wir mussten unsere Aktivitäten kurzfristig stoppen, was die Versorgung und Behandlung der Patient:innen verzögerte», sagt ein Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen, dessen Name aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden kann. «Am nächsten Tag kamen Schüsse aus allen Richtungen, wir mussten zu Hause bleiben. Da viele Verwundete im Spital ankamen, gingen wir trotzdem zur Verstärkung dorthin und haben das Risiko auf uns genommen, von einer verirrten Kugel getroffen zu werden.»

Seit dem 17. Februar strömen Verwundete in die Spitäler der Region. Jede Einrichtung nimmt täglich etwa zehn Personen auf. Trotz der Unsicherheit leisten die Mitarbeitenden des Gesundheitsministeriums weiterhin Notfallversorgung, unterstützt von Kolleg:innen aus anderen Abteilungen. Insgesamt wurden in wenigen Tagen mehr als hundert Verletzte behandelt.

«Wir alle sind betroffen. Einige meiner Kolleg:innen wurden Opfer dieses ganzen Chaos, andere wurden zu Hause von bewaffneten Männern ausgeraubt», berichtet ein Mitarbeitender von Ärzte ohne Grenzen.

Das Chaos in der Stadt und die ständigen Schiessereien schränken die Bewegungsfreiheit der Bevölkerung stark ein. Selbst Rettungskräfte kommen oft nicht rechtzeitig zu den Einsatzorten.

«Diese Verstösse und das extreme Klima der Unsicherheit, das seit mehreren Tagen anhält, sind inakzeptabel», sagt Caglar Tahiroglu, Koordinator von Ärzte ohne Grenzen für Aktivitäten in Uvira. «Wir fordern alle Konfliktparteien auf, den Schutz von Zivilpersonen, medizinischem Personal und Infrastrukturen so schnell wie möglich sicherzustellen, damit wir die medizinische Versorgung der Bevölkerung fortsetzen können.»

Viele Menschen suchen Schutz im angrenzenden Burundi. Die burundischen Behörden schätzen, dass seit Anfang Februar mehr als 35’000 Menschen dorthin geflohen sind.

Aufgrund der anhaltenden Unsicherheit musste Ärzte ohne Grenzen seine Teams in Uvira reduzieren. Ursprünglich unterstützte die Organisation das Gesundheitsministerium bei der Diagnose und Behandlung von Mpox-Patient:innen. Nun verlagert Ärzte ohne Grenzen einige Aktivitäten, um Kriegsverletzte zu versorgen, und liefert dringend benötigte medizinische Ausrüstung an mehrere Einrichtungen in der Region.

In Goma. in der Provinz Nord-Kivu, ist am Samstag ein Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen gestorben. Jerry Muhindo Kavali hatte am Donnerstag in Masisi eine lebensgefährliche Schussverletzung erlitten, als bei Kämpfen zwischen VDP/Wazalendo und der M23/Alliance Fleuve Congo (AFC) Schüsse auf das Spital abgefeuert worden waren. Der 49-Jährige war schwer verletzt nach Goma verlegt worden, konnte jedoch trotz aller Bemühungen des Spitalteams nicht gerettet werden.

Ärzte ohne Grenzen verurteilt den mangelnden Respekt vor humanitären Helfer:innen und Einrichtungen auf das Schärfste, der zu diesem sinnlosen Tod geführt hat. Leider sind solche Vorfälle in diesem Konflikt immer häufiger zu beobachten.

Yvonne Eckert

Medienverantwortliche, Médecins Sans Frontières (MSF)

 

 

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