Gaza: Ärzte ohne Grenzen warnt vor kritischem Engpass an medizinischen Gütern

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) in Gaza sind mit einem kritischen Engpass essenzieller medizinischer Güter konfrontiert. Seit Ende April konnte die Organisation keinen Nachschub in den Gazastreifen bringen. Die Schliessung des Grenzübergangs in Rafah nach der Offensive der israelischen Streitkräfte sowie grosse bürokratische Hürden durch die israelischen Behörden haben die Lieferungen humanitärer Hilfsgüter über den Grenzübergang Kerem Schalom drastisch behindert.

Selbst wenn Hilfsgüter in den Gazastreifen gelangen, ist es humanitären Organisationen aufgrund der unsicheren Lage oft nicht möglich, sie dorthin zu bringen, wo sie am dringendsten benötigt werden.

Hierzu sagt Guillemette Thomas, medizinische Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in den Palästinensischen Gebieten:

„Unsere Vorräte an medizinischem Material sind extrem knapp, weil die israelischen Behörden kaum Hilfslieferungen in den Gazastreifen lassen. Wenn es uns nicht gelingt, sehr bald medizinische Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen, müssen wir unsere medizinischen Aktivitäten möglicherweise einstellen. Angesichts der enormen medizinischen Bedürfnisse von Tausenden von Menschen in Gaza hätte dies unvorstellbare Folgen.

Wir haben Patient:innen mit schweren Verbrennungen und offenen Brüchen, und nicht genug Schmerzmittel, um ihr Leiden zu lindern. Im Nasser- und Al-Aqsa-Spital mussten unsere Teams die Häufigkeit der Verbandswechsel bei Patient:innen mit schweren Verbrennungen reduzieren, da es nicht genügend sterile Kompressen gibt. ​

Da 75 Prozent der Bewohner:innen des Gazastreifens vertrieben wurden und unter entsetzlichen Bedingungen leben müssen, haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen im vergangenen Monat einen Anstieg von Hautkrankheiten wie Krätze festgestellt. Gleichzeitig werden unsere Vorräte an Medikamenten zur Behandlung dieser Krankheiten gefährlich knapp. In Chan Junis konnten wir in unserem kürzlich eröffneten Gesundheitszentrum in al-Attar mehrere Tage lang keine allgemeinmedizinischen Konsultationen anbieten, da es an den erforderlichen Vorräten und Medikamenten mangelte.

In der Zwischenzeit warten sechs Lastwagen mit 37 Tonnen Hilfsgütern, von denen der grösste Teil lebenswichtige medizinische Artikel sind, seit dem 14. Juni auf der ägyptischen Seite des Grenzübergangs Kerem Schalom. Sie können nicht in den Gazastreifen gelangen, wo sie gebraucht werden, um Leben zu retten. Stattdessen sitzen sie mit etwa 1'200 weiteren Lastwagen fest.

Die israelischen Behörden müssen dringend weitere Grenzübergänge öffnen, um Kerem Schalom zu entlasten und die Lieferung von Hilfsgütern nach Gaza massiv zu beschleunigen. Wir appellieren ausserdem an alle Parteien, sichere Routen für den Transport der humanitären Hilfe innerhalb des Gazastreifens zu gewährleisten. Nur so können wir weitere vermeidbare Todesfälle verhindern."

Lukas Nef Head of Public Engagement, Médecins Sans Frontières (MSF)

 

 

 

Über Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)

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1999 erhielt MSF den Friedensnobelpreis.

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