Gaza: Statement von Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) zu erneuten Evakuierungsanordnungen und Bombardierungen

Am 7. Oktober haben die israelischen Streitkräfte Evakuierungsanordnungen für Teile des nördlichen Gazastreifens erlassen, da das Gebiet Ziel von Luftangriffen und einer Bodenoffensive ist. Zehntausende Bewohner:innen von Beit Hanoun, Dschabalia und Beit Lahia sind aufgefordert, Richtung Süden in die überfüllte sogenannte humanitäre Zone zwischen Al-Mawasi und Deir al-Balah zu ziehen, wo bereits eine Million Menschen unter katastrophalen Bedingungen leben. Auch diese Zone bleibt unsicher, da israelische Streitkräfte das Gebiet immer wieder angreifen.  

Die israelischen Streitkräfte haben auch die Evakuierung der drei wichtigsten Spitäler im nördlichen Gazastreifen angeordnet – das Indonesische, das Kamal Adwan und das Al Awda. In diesen Einrichtungen werden noch Patient:innen behandelt, viele von ihnen auf Intensivstationen. Erschwerend kommt hinzu, dass seit dem 1. Oktober keine Lieferungen humanitärer Hilfsgüter mehr in den Norden des Gazastreifens gelassen werden. Tag für Tag wird es für die Menschen schwieriger, überhaupt noch medizinische Versorgung zu erhalten. Die Klinik von Ärzte ohne Grenzen in Gaza-Stadt nahm allein am Sonntag und Montag 255 Patient:innen auf.  

Ärzte ohne Grenzen fordert die israelischen Streitkräfte auf, die Evakuierungsanordnungen im Norden des Gazastreifens zu stoppen und den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten. Es muss ein sofortiger und dauerhafter Waffenstillstand erreicht werden und dringend benötigte humanitäre Hilfsgüter müssen in den Norden des Gazastreifens gelangen können.  

Dazu sagt Sarah Vuylsteke, Projektkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen im Gazastreifen:

«Diese jüngste gewaltsame Vertreibung tausender Menschen aus dem nördlichen Gazastreifen in den Süden verwandelt den Norden in eine unbelebte Wüste und verschlimmert die Situation im Süden, wo bereits mehr als eine Million Menschen in einem kleinen Teil des Gazastreifens unter katastrophalen Bedingungen leben. Schon jetzt gibt es kaum noch Zugang zu Wasser, medizinischer Versorgung und Sicherheit. Es ist unvorstellbar, wie noch mehr Menschen auf diesen engen Raum passen sollen. In den vergangenen zwölf Monaten waren die Menschen endlosen Vertreibungen und anhaltenden Bombardierungen ausgesetzt. Das muss aufhören.»

Johanna Spitz Public Engagement, Media Intern
Djann Jutzeler Communications Officer, Médecins Sans Frontières

 

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