Gewalt in Ituri: Tausende suchen im Lager Rhoe Zuflucht

Das Leben der Menschen in der Provinz Ituri im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo wird seit Jahren von gewalttätigen Konflikten und Spannungen zwischen verschiedenen Gemeinschaften bestimmt. Die Zahl der Vertriebenen, die im Lager Rhoe Zuflucht suchen, hat sich in den letzten Monaten verdoppelt. Teams von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) haben ihre medizinische Hilfe ausgebaut.

Mehr als 40 000 Menschen wurden vertrieben und suchen im Lager Rhoe Zuflucht. Das Gebiet – 45 Kilometer nordöstlich von Bunia – ist jedoch nur schwer zugänglich. Anhaltende Sicherheitsprobleme hindern zudem viele humanitäre Organisationen daran, dort zu arbeiten.

«Die Menschen stehen vor grossen Herausforderungen. Es ist eiskalt und es mangelt an Unterkünften und Latrinen. Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Gruppen haben eine grosse Anzahl von Menschen in die Flucht getrieben. Unter den Geflüchteten ist auch Gesundheitspersonal, das den Patient:innen jetzt nicht mehr zur Seite stehen kann», sagt Benjamin Safari, MSF-Arzt in Drodro. «Der Bedarf an medizinischen Leistungen ist gross. ​ Wir haben deshalb unsere Aktivitäten ausgebaut – insbesondere für Kinder bis 15 Jahre», so Safari.

Patient:innen, die eine intensivere Behandlung benötigen, sollten ursprünglich an das besser ausgestattete allgemeine Referenzspital in der Stadt Drodro überwiesen werden. Denn auf schwere Fälle war die im Lager eingerichtete MSF-Klinik nicht ausgelegt. Nach den jüngsten Gewalthandlungen, die Teile von Drodro zerstörten und die Menschen in das Lager Rhoe vertrieben, haben die MSF-Teams die Klinik jedoch in ein Feldspital umgebaut.

Die Teams führten in den letzten Wochen durchschnittlich mehr als 800 Konsultationen pro Woche durch, begleiteten 35 Geburten und boten mehreren Dutzend Patient:innen eine psychologische Betreuung. Ausserdem führten Gesundheitspromotor:innen vor Ort Aufklärungsveranstaltungen durch, um akute Mangelernährung und chronische Krankheiten frühzeitig zu erkennen.

«Diejenigen, die in Rhoe bleiben, können nirgends hin. Die Bedürfnisse der Gemeinschaften in der Region wurden zu lange ignoriert. Mit Verbänden und Medikamenten allein werden wir ihre Probleme wohl kaum lösen können. Der kongolesische Staat und seine internationalen Partner müssen in die Pflicht genommen werden und dafür sorgen, dass die Gewaltspirale aufhört, die zu so vielen Toten, Verletzten und Vertriebenen führt», sagt Davide Occhipinti, der das Projekt von Ärzte ohne Grenzen in Drodro koordiniert.

In Ituri unterstützt MSF vier allgemeine Referenzspitäler, 12 Gesundheitszentren, drei Gesundheitsposten und 32 kommunale Pflegeeinrichtungen in den Gesundheitszonen Drodro, Nizi, Bambu und Angumu zur Behandlung von Kinderkrankheiten, Mangelernährung, Malaria, sexueller Gewalt und psychischer Gesundheit.

Fotos und Filmaufnahmen (B-Roll) finden Sie hier zum Download.

Zu diesem Thema wurde ausserdem am 10. Januar 2022 auch ein Artikel in "The Guardian" veröffentlicht. ​

 

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