Haiti: Stadtteil Cité Soleil in Port-au-Prince unter Beschuss

Haiti: Stadtteil Cité Soleil in Port-au-Prince unter Beschuss

Tausende Menschen derzeit ohne Trinkwasser, Essen und medizinische Versorgung

PORT-AU-PRINCE, Haiti. Bewaffnete Gruppen kämpfen um die Kontrolle über den Stadtteil Cité Soleil in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince. Tausende Menschen harren derzeit ohne Trinkwasser, Nahrung oder medizinische Versorgung in dem von der Aussenwelt abgeschnittenen Gebiet aus. Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) ruft die bewaffneten Gruppen auf, den Schutz der Zivilbevölkerung zu wahren und humanitären Organisationen Zugang zu der betroffenen Bevölkerung zu ermöglichen.

Brooklyn, ein isolierter Stadtteil von Cité Soleil mit mehreren tausend Einwohner:innen, liegt in einem sumpfigen Küstengebiet nördlich eines Erdölterminals. Seit dem 8. Juli, als die Kämpfe in Cité Soleil ausbrachen, konnten die Menschen Brooklyn wegen der Auseinandersetzungen nicht mehr verlassen. Auch Lastwagen mit dringend benötigtem Trinkwasser konnten nicht mehr in den Stadtteil gelangen. 

«Entlang der einzigen Strasse nach Brooklyn sind wir auf Leichen gestossen, die verwest oder verbrannt sind», berichtet Mumuza Muhindo, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Haiti. «Es könnte sich um Menschen handeln, die bei den Zusammenstössen getötet wurden, oder um Menschen, die versucht haben zu fliehen und erschossen wurden. Es ist unmöglich einzuschätzen, wie viele Menschen getötet wurden.» 

Die Lage in Brooklyn verschlechtert sich zusehends im Angesicht der anhaltenden Kämpfe. 

«Wir appellieren an alle Kriegsparteien, Hilfsgüter nach Brooklyn zu lassen und die Zivilbevölkerung zu verschonen», sagte Muhindo. «Wir rufen die humanitäre Gemeinschaft auf, auf die dringenden Bedürfnisse der Bevölkerung in Brooklyn und anderen von den Kämpfen betroffenen Stadtteilen zu reagieren, einschliesslich der Versorgung mit Wasser, Lebensmitteln und medizinischer Hilfe.»

Drei medizinische Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen, die in Brooklyn leben, haben die Verwundeten in einer Privatklinik behandelt, die einzige funktionierende Gesundheitseinrichtung in der Enklave. Am 10. Juli konnte Ärzte ohne Grenzen 12 Patient:innen mit dringenden medizinischen Bedürfnissen aus der Klinik in Sicherheit bringen, darunter Menschen mit Schusswunden, Schwangere und ein Kind, das dringend medizinische Hilfe brauchte. 

«Unglücklicherweise ist es ein Viertel, in dem aufgrund des Flusses ein Grossteil des Mülls der Stadt abgeladen wird», sagt Muhindo. «Die Menschen haben weder Zugang zu Wasser noch zu Strom und Latrinen und eine medizinische Versorgung wird dringend benötigt. Aufgrund der momentanen Kämpfe hat sich die Situation weiter verschlechtert.» Ärzte ohne Grenzen versucht weiterhin, Menschen aus Brooklyn zu evakuieren, die dringend medizinische Hilfe brauchen.  

Ärzte ohne Grenzen behandelt darüber hinaus auch Opfer der Gewalt in anderen Gebieten von Cité Soleil. Mitarbeitende des Notfallzentrums von Ärzte ohne Grenzen in der Region Drouillard stabilisieren Verwundete und überweisen sie in Spitäler. Heute eröffneten die Mitarbeitenden einen Operationssaal im Zentrum, um die chirurgische Notfallversorgung vor Ort aufzunehmen. Diese Arbeit war zum Teil aufgrund bewaffneter Zusammenstösse in unmittelbarer Nähe des Zentrums herausfordernd, da die Mitarbeitenden stundenlang in einem sicheren Raum Schutz suchen mussten. 

Das Spital von Ärzte ohne Grenzen in Tabarre, in das viele der Verwundeten eingeliefert werden, erhöht seine Kapazitäten für die Behandlung von Traumapatient:innen. Seit dem 8. Juli haben die Chirurgie-Teams in Tabarre täglich etwa 15 chirurgische Eingriffe durchgeführt. «Unser Hauptanliegen ist es, so viele Leben wie möglich zu retten», sagt Jean-Gilbert Ndong, medizinischer Koordinator von Ärzte ohne Grenzen. 

 

Kontakt
Florence Kuhlemeier Press Officer, Médecins Sans Frontières
Anna Bertschy Team Media/Events, Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF)
Florence Kuhlemeier Press Officer, Médecins Sans Frontières
Anna Bertschy Team Media/Events, Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF)
Über Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)

MSF ist eine unabhängige medizinische Hilfsorganisation. MSF hilft Menschen in Not, Opfern von Naturkatastrophen sowie von bewaffneten Konflikten - ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft, religiösen oder politischen Überzeugung oder ihres Geschlechts.


1999 erhielt MSF den Friedensnobelpreis.

Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Kanzleistrasse 126
8004 Zürich