Jemen: Kämpfe in Tais - Gesundheitspersonal fürchtet auch Angriffe auf Spitäler

Nach vier Tagen intensiver Kämpfe hat die Bevölkerung der jemenitischen Stadt Tais kaum mehr Zugang zu medizinischer Hilfe. Mindestens ein öffentliches Spital musste geschlossen werden. Kranke und Verletzte können nur noch schwer lebensrettende Hilfe erreichen. Die internationale Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) fordert alle kriegsführenden Parteien erneut auf, den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten.

 „Wir sind besorgt, dass Verwundete zwischen den Fronten gefangen sind“, sagt Caroline Ducarme, Landeskoordinatorin von MSF im Jemen. „Viele von ihnen sind nicht in der Lage, die Gesundheitseinrichtungen zu erreichen. In der Stadt Tais wurden während vier Tagen 49 Kriegsverletzte und zwei Tote in drei von MSF unterstützten Gesundheitseinrichtungen gemeldet. Die tatsächliche Zahl der Verwundeten, die dringend Hilfe benötigt, kennen wir jedoch nicht."
 
Es gibt Berichte über ein Spital, das bei den Kämpfen zerstört wurde. Ein anderes öffentliches Spital in Tais musste geschlossen werden. Dies macht es noch schwieriger, Zugang zu medizinischer Notfallversorgung zu erhalten. In einem von MSF unterstützten öffentlichen Spital berichteten medizinische Teams, dass ein schwer verwundeter Patient gewaltsam aus einem Operationssaal gebracht wurde, um ihm so den Zugang zur dringend benötigten medizinischen Versorgung zu verwehren. Das ist inakzeptabel.
 
„Der Schutz der Gesundheitseinrichtungen im Jemen muss dringend verstärkt werden“, sagt Ducarme. „Patienten berichten, dass sie aufgrund der Kämpfe und Strassensperren Spitäler nicht erreichen. Ausserdem fürchten viele Menschen, dass die Spitäler angegriffen werden und wollen ihre Angehörigen daher nicht dort lassen. Auch das Gesundheitspersonal hat Angst, manche haben ihre Arbeit daher aufgegeben.“
 
Am ersten Tag der Kämpfe wurde ein zwei Jahre alter Junge im Trauma-Zentrum von MSF im Bezirk Al Houban in Tais aufgenommen. Er hatte Verletzungen von Granatsplittern im Gesicht. Ein Sprengsatz war in der Nähe seines Hauses in der Altstadt gelandet. Die Familie musste fast drei Stunden lang fahren und unter Beschuss Frontlinien überqueren, um medizinische Hilfe zu erreichen.
 
MSF arbeitet im Jemen in 13 Spitälern und Gesundheitszentren und unterstützt mehr als 20 Gesundheitseinrichtungen in 12 Provinzen. Wiederholte Angriffe auf medizinisches Personal und Einrichtungen im vergangenen Jahr haben MSF gezwungen, die Hilfe an mehreren Standorten einzustellen. Seit März 2015 wurden fast 120’000 Kriegsverletzte in von MSF unterstützten Krankenhäusern behandelt.

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Lukas Nef Communications Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Lukas Nef Communications Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
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1999 erhielt MSF den Friedensnobelpreis.

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