Krieg im Jemen: Bericht zeigt tödliche Konsequenzen für Mütter und Kinder

Der Krieg im Jemen hat dramatische Auswirkungen auf Schwangere und Babys. Das geht aus einem Bericht hervor, den Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) heute veröffentlicht hat. Aufzeichnungen aus einem von der internationalen Hilfsorganisation betriebenen Spital in Tais und einer von MSF unterstützten Klinik in Abs zeigen, wie tödlich die Konsequenzen des Konflikts für Mütter und Kinder sind.

Laut dem Bericht „Complicated delivery“ registrierten die Spitäler in Al-Huban, einem Vorort der Grossstadt Tais, und in der Stadt Abs zwischen 2016 und 2018 den Tod von 36 Müttern und 1529 Kindern, darunter 1018 Neugeborene. Fast ein Drittel der Todesfälle in der Klinik in Tais-Al-Huban waren Neugeborene, die bereits bei der Ankunft tot waren. Die Todesursachen bei den Neugeborenen waren vor allem Frühgeburt, Sauerstoffmangel bei der Geburt und schwere Infektionen.

Die Kriegsparteien im Jemen und ihre internationalen Unterstützer haben den Zusammenbruch des öffentlichen Gesundheitssystems herbeigeführt, das die Bedürfnisse der 28 Millionen Menschen im Land nicht mehr decken kann. Um eine funktionierende Gesundheitseinrichtung zu erreichen, in der sie sich die Behandlung auch leisten können, müssen viele Jemeniten Frontlinien überqueren oder mehrere Checkpoints passieren. Vor dem Konflikt konnten die Bewohner von Al-Huban in zehn Minuten ein öffentliches Spital im Stadtzentrum von Tais erreichen. Heute kann der Weg sechs Stunden dauern – und das für Schwangere oder Neugeborene in kritischem Zustand.

„Luftangriffe und Kämpfe verhindern, dass Patienten aus dem Haus gehen, aus Angst vor Angriffen. Einmal wurde ein Auto aus der Luft getroffen und alle Insassen wurden getötet", berichtet eine Hebamme im Spital von Abs. Die schwierige Sicherheitslage trifft nicht nur Menschen, die medizinische Versorgung benötigen, sondern auch das medizinische Personal. „Unser Spitalpersonal zieht es vor, eine 14-stündige Nachtschicht statt einer 8-stündigen Tagesschicht zu arbeiten, um Fahrten nachts zu vermeiden", sagt Jana Brandt, MSF-Projektkoordinatorin, die die Klinik in Tais-Al-Huban kürzlich einen Monat lang geleitet hat. Auch die Sorge vor Angriffen auf das Spital ist gross. Das Spital in Abs wurde bereits einmal getroffen.

MSF fordert alle Kriegsparteien auf, den Schutz von Zivilisten und medizinischem Personal zu gewährleisten und Verwundeten und Kranken den Zugang zu medizinischer Hilfe zu ermöglichen. Einschränkungen für humanitäre Organisationen müssen gelockert werden, damit diese schnell auf die massiven Bedürfnisse reagieren können. Internationale Hilfsorganisationen müssen ihre humanitäre Hilfe verstärken und mehr erfahrene Mitarbeiter in Gebiete mit dem grössten Bedarf schicken.

Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) arbeitet im Jemen mit mehr als 2‘200 Mitarbeitern in 12 Spitälern und Gesundheitszentren und unterstützt mehr als 20 Gesundheitseinrichtungen in 11 Provinzen: Abjan, Aden, Amran, Hadscha, Hodeida, Ibb, Lahdsch, Saada, Sanaa, Schabwa und Tais.

Der Bericht „Complicated Delivery“ kann unter untenstehendem Link heruntergeladen werden.

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Lukas Nef Communications Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Lukas Nef Communications Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
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