Litauen: Ärzte ohne Grenzen kritisiert diskriminierende Migrationspolitik + Fotos
Die psychische Gesundheit von in Litauen gestrandeten Geflüchteten und Migrant:innen verschlechtert sich in alarmierender Weise. Wie Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) berichtet, führen die mangelhaften Migrationspraktiken und Rechtsverfahren in dem Land zu einer Diskriminierung bestimmter Nationalitäten und zu einer langanhaltenden Inhaftierung dieser Menschen. Ärzte ohne Grenzen fordert die Behörden auf, ihre Migrationspolitik humaner zu gestalten, so dass sie den Bedürfnissen der gefährdeten und traumatisierten Menschen gerecht wird.
„Viele der Inhaftierten haben zutiefst traumatische Erlebnisse hinter sich“, sagt Georgina Brown, Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Litauen. „Doch anstatt auf ihre Bedürfnisse einzugehen, verschlimmern die litauischen Behörden die psychischen Leiden der Menschen, indem sie sie festhalten und im Ungewissen lassen. Diese Männer, Frauen und Kinder wissen nicht, wie es weitergeht, sie haben Angst, zurückgeschickt zu werden und erneut der Gefahr ausgesetzt zu sein, vor der sie geflohen sind. Sie werden ohne Freiheit, Autonomie oder angemessenen Schutz inhaftiert. Die Widerstandskraft der Menschen schwindet, und ihre Not wird immer grösser. Leider wissen wir, dass die Haft für Menschen bestimmter Nationalitäten länger und schwerer ist als für andere. Dadurch entsteht eine Hierarchie der Not, für die sich die litauischen Behörden zutiefst schämen sollten.“
Etwa 700 Menschen werden in vier Registrierungszentren in Litauen festgehalten, nachdem sie im Jahr 2021 die Grenze von Weissrussland aus überquert haben. Viele dieser Männer, Frauen und Kinder sind schutzbedürftig und schwer traumatisiert. Bei einigen von ihnen kommt es aufgrund ihrer Nationalität zu einer diskriminierenden Verlängerung ihrer Haft.
Von Januar bis Mai 2022 bot Ärzte ohne Grenzen den in Litauen inhaftierten Menschen eine medizinische Grundversorgung und psychologische Unterstützung an. Ärzte ohne Grenzen ist sich jedoch bewusst, dass diese Hilfe, die Ursache für das Leid der Menschen nicht beseitigen kann: die Inhaftierung. Von den Patient:innen, die zwischen Januar und März 2022 von Ärzte ohne Grenzen psychologisch betreut wurden, gaben mehr als 70 Prozent die Inhaftierung als Hauptursache für ihren Bedarf an Unterstützung an.
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