Mosambik: «Die Menschen müssen Wasser aus Pfützen und verunreinigten Brunnen trinken»

Knapp zwei Wochen nach dem Zyklon Idai fehlt es Hunderttausenden Menschen in Mosambik an sauberem Trinkwasser und an medizinischer Hilfe. Das Ausmass der Not ist enorm, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) weitet die Präsenz in dem Land massiv aus. Mehr als 60 internationale und zahlreiche mosambikanische Mitarbeitende sind in der Küstenstadt Beira im Einsatz, täglich werden die Teams verstärkt. Die Teams haben in wiederhergerichteten Gesundheitszentren und in mobilen Kliniken bereits Hunderte Erkrankte behandelt. Das medizinische Personal befürchtet in den kommenden Tagen und Wochen einen dramatischen Anstieg von Krankheiten.

«Der Zyklon hat die Wasserversorgung der Stadt erheblich beschädigt, so dass viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben», sagt Gert Verdonck, MSF-Nothilfekoordinator in Beira. «Das bedeutet, dass die Menschen keine andere Wahl haben, als aus verunreinigten Brunnen zu trinken; andere trinken sogar aus Pfützen am Strassenrand. Immer mehr Patienten leiden deshalb an Durchfall. In den von MSF unterstützten Gesundheitszentren gab es in den vergangenen Tagen Hunderte von Patienten mit akutem wässrigem Durchfall. Die extremen Verheerungen werden in den kommenden Tagen und Wochen wahrscheinlich zu einem dramatischen Anstieg von Krankheiten führen, darunter Haut- und Atemwegsinfektionen, Malaria und Krankheiten, die durch unsauberes Wasser verursacht werden. Darüber hinaus funktioniert auch die reguläre örtliche Gesundheitsversorgung, etwa für HIV-Patienten oder Schwangere, nicht mehr.»

In den überschwemmten Gebieten müssen mehr als eine Million Menschen ihr Leben neu aufbauen. Die meisten sind für ihr Überleben auf Hilfe angewiesen. Um auf die massiven Überschwemmungen und die Verheerungen des Zyklons zu reagieren, müssen die Nothilfeeinsätze entsprechend gross angelegt werden. MSF hat sein gesamtes Krisenreaktionssystem hochgefahren und wird den Einsatz weiter vergrössern.

In Beira behandeln die MSF-Teams in drei Gesundheitszentren gemeinsam mit Angestellten des mosambikanischen Gesundheitsministeriums Patientinnen und Patienten mit akutem wässrigen Durchfall. Es ist überlebenswichtig, bei diesen Patientinnen und Patienten den Wasserverlust oral oder durch Infusionen auszugleichen. Logistikerinnen und Logistiker reparieren die Schäden an den Einrichtungen. Mit neu ankommenden Mitarbeitenden wird diese Hilfe auf mindestens ein viertes Gesundheitszentrum ausgeweitet werden.

Mobile Teams, bestehend aus medizinischem Personal und Mitarbeitenden für die gesundheitliche Aufklärung, besuchen ärmere Teile von Beira und einige der 37 Transitzentren, in denen Menschen Zuflucht suchen, deren Häuser zerstört wurden oder die aus überschwemmten Gebieten ausserhalb von Beira gerettet wurden.

Bislang behandelten die mobilen Teams vor allem Durchfälle, Atemwegs- und Hauterkrankungen, infizierte Wunden sowie Verletzungen, die sich Menschen beim Wiederaufbau ihrer Häuser zugezogen haben. Patienten, die eine umfassendere medizinische Versorgung brauchen, bringt MSF ins Spital oder in nahegelegene Gesundheitszentren.

Zusätzlich zu den ersten Lieferungen an Nothilfe-Kits, die das MSF-Team sofort aus Maputo nach Beira geschickt hatte, sind bislang vier gecharterte Frachtflüge mit Nothilfe-Material von Belgien nach Beira geflogen. Mindestens drei weitere Flüge werden im Laufe der Woche von Belgien, Frankreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten nach Mosambik gehen. Auch in den kommenden Wochen wird MSF grosse Mengen an Material per Luftfracht nach Mosambik schicken.

Auch ausserhalb von Beira haben die MSF-Teams die gesundheitlichen Bedürfnisse der von der Flut betroffenen Menschen sowie die Versorgung mit Trinkwasser und Sanitäranlagen an verschiedenen Orten ermittelt. Entsprechend der Ergebnisse werden die Teams an einigen der am stärksten betroffenen Orte im Landesinneren sowie im Süden von Beira aktiv werden, so in den Provinzen Manica und Sofala, wo vor allem die beiden Städte Buzi und Dondo schwer von dem Zyklon getroffen wurden.

«MSF betreibt in Mosambik seit langem gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium HIV-Projekte. So bestehen bereits gute Verbindungen im Land und wir können schnell reagieren», sagt Verdonck. «Angesichts der Tatsache, dass viele unserer Patientinnen, Patienten und ihre ganze Familie alles verloren haben, geht es bei der Arbeit unserer mobilen Teams nicht nur um medizinische Grundversorgung, sondern auch darum, den verzweifelten Menschen zu zeigen, dass wir für sie da sind.»

Die Regierung von Mosambik hat die ersten Fälle von Cholera in der Küstenstadt Beira offiziell bestätigt. Dazu sagt Gert Verdonck in Beira:

„Angesichts der Wassermassen, die während des Zyklons durch Beira geflossen sind und angesichts der enormen Schäden ist es nicht überraschend, dass wir nun mit dem Ausbruch von Krankheiten wie Cholera konfrontiert sind, die durch verschmutztes Wasser verursacht werden. MSF unterstützt das mosambikanische Gesundheitsministerium bereits dabei, Patienten in drei Gesundheitszentren zu behandeln, die vermutlich an Cholera erkrankt sind. Die Teams behandeln schon jetzt mehr als 200 Patienten am Tag. Wir werden unsere medizinische Hilfe so weit wie möglich ausbauen und noch mehr Cholera-Behandlungszentren unterstützen sowie ein grösseres Cholera-Behandlungszentrum wieder funktionsfähig machen. Jeden Tag kommen neue Hilfsflüge von MSF mit dem notwendigen Material in der Stadt an, und wir fliegen auch erfahrene Mediziner und Logistiker aus nicht vom Zyklon betroffenen Projekten in Mosambik sowie aus aller Welt ein. Wir sind ausserdem mit dem Gesundheitsministerium im Gespräch, um eine grosse Cholera-Impfkampagne in dem betroffenen Gebiet zu unterstützen.“

Aktuelle Fotos aus Mosambik können unter folgendem Link heruntergeladen werden:

https://media.msf.org/Share/wd0h6n3ch040e823s5mweefu7n6yn1pa

Die Fotos können bei Nennung des Copyrights («Ärzte ohne Grenzen oder Médecins Sans Frontières») im Rahmen der aktuellen Berichterstattung kostenlos verwendet werden.

Kontakt
Louisa Bühler Media Coordinator, Team Medien/Events (Assistant)
Lukas Nef Communications Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
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