MSF an EU-Chefs: Stoppen Sie diesen Wahnsinn!

Der internationale Präsident von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) Dr. Christos Christou hat heute anlässlich einer Pressekonferenz in Brüssel in deutlichen Worten gegen die Pläne Griechenlands protestiert, Asylsuchende auf den griechischen Inseln in geschlossenen Lagern einzusperren. Nach einem Besuch in den Hilfsprojekten der Organisation auf Lesbos und Samos verweist er in einem offenen Brief an die Staats- und Regierungschefs der EU auf drei Todesfälle von Flüchtlingen innerhalb der vergangenen drei Monate auf Grund der entsetzlichen Bedingungen und beschreibt, wie Kinder in den Lagern psychisch leiden.

„Anstatt das aufgrund Ihres Handelns verursachte Leid einzuräumen, fordern Sie eine immer nachdrücklichere Durchsetzung des EU-Türkei-Deals“, schreibt Christou. „Sie ziehen sogar noch brutalere Massnahmen in Betracht, wie die jüngst von der griechischen Regierung angekündigten Pläne, die Hotspots in Internierungslager umzuwandeln und Abschiebungen zu beschleunigen. Stoppen Sie diesen Wahnsinn.“

Christou berichtet in dem offenen Brief von einem zwölfjährigen Jungen, der so verzweifelt war, dass er sich wiederholt mit einem Messer selbst am Kopf verletzte, und von einem neunjährigen Mädchen, das sich nach mehreren Monaten auf Lesbos vollständig zurückzog und aufhörte zu reden und zu essen: „Diese Kinder haben Krieg und Verfolgung überlebt. Aber viele Monate an einem unsicheren und erbärmlichen Ort wie Moria waren zu viel für viele unserer kleinen Patientinnen und Patienten und haben sie in Selbstverletzung und Suizidgedanken getrieben.“

MSF fordert ein Ende dieser zynischen Abschreckungsstrategie, eine sofortige Schliessung der Lager und die unverzügliche Evakuierung der verwundbarsten Menschen in andere europäische Staaten.“

Den vollständigen offenen Brief an die europäischen Staats- und Regierungschefs finden Sie untenstehend als PDF zum Download.

Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) leistet seit 2015 medizinische Hilfe für Asylsuchende auf den griechischen Inseln, weil die EU-Staaten seit Jahren darin versagen, menschenwürdige Aufnahmebedingungen zu gewährleisten. Aus Protest gegen den EU-Türkei-Deal nimmt die Organisation seit 2016 keine Gelder von der EU oder ihren Mitgliedstaaten an. Derzeit behandeln Teams der Organisation besonders schutzbedürftige Menschen auf Lesbos, Chios und Samos – insbesondere Kinder sowie Überlebende von Folter und sexueller Gewalt.

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Lukas Nef Communications Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Lukas Nef Communications Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
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