Raketenangriff auf Wohnhaus in Saporischschja: MSF-Teams behandeln Verletzte

Donnerstagabend um Mitternacht wurde in der südöstlichen Stadt Saporischschja ein fünfstöckiges Wohngebäude von einer russischen Rakete getroffen. Im Gebäude waren 70 Wohnungen untergebracht, in denen rund 300 Personen lebten. In Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden sind Teams von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) vor Ort, um psychologische erste Hilfe zu leisten. Sie verteilen auch wichtige Hilfsgüter.

Die Zahl der Opfer ist noch unklar. Gemäss Angaben der lokalen Behörden wurden vier Menschen getötet, acht verletzt und fünf weitere Personen gelten als vermisst. Die Rakete spaltete das Gebäude; dabei wurde auch die Strom- und Wasserversorgung unterbrochen. Granatsplitter und die Druckwelle verursachten auch an umliegenden Gebäuden Schäden.

Wegen drohender Raketenangriffe wurde in der Nacht Luftalarm ausgelöst, so dass unsere Teams zweimal den Bunker aufsuchen mussten. Gegen halb zwei Uhr nachts hörten sie zwei schwere Explosionen. Diese ereigneten sich zwei Kilometer vom Büro von Ärzte ohne Grenzen entfernt, das sich in einer dicht besiedelten Wohngegend befindet.

Unsere Teams versorgen Menschen mit Schnittverletzungen und Verbrennungen und bieten auch psychologische Hilfe an. Bis jetzt haben sie in einer mobilen Klinik 37 medizinische und acht psychologische Konsultationen abgehalten. Unser Team besteht aus einem Arzt, zwei Psycholog:innen und einer Person für Gesundheitsförderung. Die meisten Patient:innen waren ältere Menschen.

«Die Menschen kommen mit plötzlichem Bluthochdruck und Stresssymptomen zu uns», berichtet unser Arzt Gennadiy Ohmatenko. «Sie stehen an der Einschlagstelle und wissen, dass ihre Angehörigen unter dem Schutt liegen. Sie hoffen auf Neuigkeiten von den Rettungsteams, die noch immer die Trümmer abtragen.»

Ärzte ohne Grenzen hat Hilfsgüter, Decken und Matratzen verteilt. Der Stadt und dem Ukrainischen Roten Kreuz haben wir zudem 100 Hygienesets und 100 Decken zur Verfügung gestellt. Wir haben auch medizinisches Material an ein Spital in Saporischschja geliefert, um die Versorgung der Verletzten sicherzustellen. Rettungsteams sind weiterhin dabei, die Bewohner:innen des Gebäudes in Spitäler und Notunterkünfte zu bringen.

«Das ist schon das zweite Mal dieses Jahr, dass unsere Teams Zeuge von Angriffen werden, bei denen der Schutz der Zivilbevölkerung komplett missachtet wird», sagt François Delfosse, unser Landeskoordinator in der Ukraine. «Das ist nur ein weiteres Beispiel dafür, welche unzumutbaren Folgen der Krieg für die Menschen hat.»»

Am 14. Januar hatte eine russische Rakete bereits in Dnipro ein Wohnhaus getroffen. Dabei starben mindestens 46 Personen, darunter sechs Kinder. Mehr als 80 Menschen wurden verletzt.

Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit März 2022 in Saporischschja und versorgt dort Spitäler in der Nähe der Front mit medizinischem Material. Daneben betreiben wir mobile Kliniken, wo wir Vertriebenen und der einheimischen Bevölkerung medizinische und psychologische Sprechstunden anbieten.

Fotos zu dem Thema können Sie hier herunterladen. Sie dürfen im Rahmen der aktuellen Berichterstattung unter Nennung der Quelle verwendet werden.

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Asmita Schoettli Public Engagement, Médecins Sans Frontières (MSF)
Asmita Schoettli Public Engagement, Médecins Sans Frontières (MSF)
Über Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)

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1999 erhielt MSF den Friedensnobelpreis.

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