Sudan: Andauernde Kämpfe in Al-Faschir haben alle drei Spitäler beschädigt

Ärzte ohne Grenzen ruft dringend zum Schutz der Zivilbevölkerung, des medizinischen Personals und der Gesundheitseinrichtungen auf

«In Al-Faschir spielt sich vor unseren Augen ein Blutbad ab. Die Intensität der Kämpfe lässt die Zivilbevölkerung nicht zur Ruhe kommen. Die Spitäler sind zunehmend von den Kämpfen betroffen. Es wird immer schwieriger, Verwundete zu behandeln», sagt Claire Nicolet, zuständige Programmleiterin von Ärzte ohne Grenzen in Paris.

In Al-Faschir im Sudan gibt es für die Zivilbevölkerung keinen sicheren Ort mehr. Nachdem das von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Süd-Spital in den letzten Tagen zweimal getroffen wurde, sind nun alle drei grossen medizinischen Einrichtungen in der Hauptstadt von Nord-Darfur beschädigt worden. Nur zwei der Einrichtungen sind noch geöffnet. Ärzte ohne Grenzen ruft dringend zum Schutz der Zivilbevölkerung, des medizinischen Personals und der Gesundheitseinrichtungen auf. 

Das Süd-Spital in Al-Faschir wurde erstmals am 25. Mai getroffen, als eine Mörsergranate in der Geburtenabteilung einschlug. Unter den Patient:innen und Angehörigen gab es ein Todesopfer und acht Verletzte. Einen Tag später traf eine Granate das Innere des Spitals und verletzte drei Menschen. Granatsplitter liessen die Fenster des Kreissaals und des Rettungswagens zerbersten. Drei weitere Granaten schlugen ausserhalb des Spitals ein. 

«Das Süd-Spital ist völlig überlastet. Es ist das einzige Spital, in dem eine Vielzahl von Verwundeten überhaupt noch behandelt werden kann. Seitdem die Kämpfe die Stadt am 10. Mai erreichten, wurden in dem Spital über 1000 Patient:innen aufgenommen. Leider waren 145 von ihnen in einem so kritischen Zustand, dass sie ihren Verletzungen erlagen. Das Spital befindet sich nun direkt an der Front und das Risiko ist hoch, dass es seinen Betrieb einstellen muss», berichtet Abdifatah Yusuf Ibrahim, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Al-Faschir. ​

Bereits seit dem 11. Mai gibt es keine fachärztliche Behandlung von Kindern mehr, denn an diesem Tag schlug eine Bombe in der Nähe des einzigen Kinderspitals der Stadt ein. Dabei wurden zwei Kinder auf der Intensivstation getötet und die Einrichtung beschädigt. Das saudische Geburtsspital wurde am 19. Mai getroffen.

«Die Gesundheitseinrichtungen müssen für die Patient:innen und das Personal, das unter grossem Druck Menschen behandelt, sicher bleiben. Wir fordern die Kriegsparteien im Sudan auf, die medizinischen Einrichtungen zu verschonen, ihre Neutralität zu respektieren und ihrer Verpflichtung zum Schutz der Zivilbevölkerung, des Gesundheitspersonals und der Gesundheitseinrichtungen nachzukommen», sagt Claire Nicolet. 

Ein Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen wurde am 25. Mai getötet, als sein Haus, das sich in der Nähe des Hauptmarktes der Stadt befand, von einer Granate getroffen wurde.

Yvonne Eckert Medienverantwortliche, Médecins Sans Frontières (MSF)

 

 

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