Sudan: Ärzte ohne Grenzen muss Behandlung von Tausenden mangelernährten Kindern in Nord-Darfur einstellen

Die Kriegsparteien blockieren seit Monaten die Lieferung von Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen lebensnotwendigen Gütern. Daher müssen die Teams von Ärzte ohne Grenzen die ambulante Behandlung von Tausenden mangelernährten Kindern im Vertriebenencamp Samsam beenden

Vom Ende der ambulanten Versorgung sind 5000 Kinder betroffen, darunter 2900 Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung. Das Spital von Ärzte ohne Grenzen im Camp umfasst 80 Betten. Nur dort werden noch Kinder behandelt, die aufgrund von schwerer akuter Mangelernährung unmittelbar vom Tod bedroht sind.


​«Es besteht ein dringender und massiver Bedarf an Nahrungsmitteln, um den Menschen zu helfen, die sich derzeit in einer katastrophalen Situation befinden», sagt Michel-Olivier Lacharité, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen. «Ärzte ohne Grenzen ruft alle Konfliktparteien auf, die Lieferung humanitärer Hilfe in das Camp zu erleichtern.»


​In den letzten Wochen sind einige wenige Lieferungen eingetroffen, darunter medizinische Hilfsgüter, die von Ärzte ohne Grenzen transportiert wurden. Die Mengen reichen jedoch bei Weitem nicht aus, um den Bedarf der mangelernährten Menschen im Camp Samsam mit seinen rund 450'000 Bewohner:innen zu decken.


​Im August war das IPC Famine Review Committee zum Schluss gekommen, dass im Camp Samsam eine Hungersnot herrsche. Bereits Anfang des Jahres hatten Untersuchungen von Ärzte ohne Grenzen gezeigt, dass 30 Prozent der Kinder mangelernährt waren. Es wurde in diesem Zusammenhang geschätzt, dass durchschnittlich alle zwei Stunden ein Kind an den Folgen von Mangelernährung starb. Da die aktuelle Krise auch die Möglichkeiten von Ärzte ohne Grenzen einschränkt, neue Daten zu sammeln, ist die aktuelle Sterberate bei Kindern nicht bekannt.


​«In den letzten Tagen haben wir einige positive Anzeichen gesehen, als nach Monaten der fast vollständigen Blockade rund um das Camp Lastwagen ankamen. Diese Mengen reichen jedoch nicht aus», sagt Lacharité. «Wir sehen, dass die Konfliktparteien den Ernst der Lage langsam erkennen und beginnen Lastwagen durchzulassen. Wenn wir aber wirklich etwas erreichen wollen, müssen auch die Hilfsorganisationen ihre Bemühungen erheblich verstärken. Die diplomatischen Akteure, die mit den Konfliktparteien verhandeln, müssen diese davon überzeugen, dass solche Lieferungen in den kommenden Monaten fortgesetzt werden.»


​Die tägliche Notration pro Person umfasst rund 500 Kalorien. Um die 450'000 Menschen in Samsam für einen Monat so zu versorgen, wären 100 Lastwagen nötig.

 

Yvonne Eckert Medienverantwortliche, Médecins Sans Frontières (MSF)

 

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