Südsudan: Cholera-Fallzahlen in Upper Nile steigen rasant
Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) beobachtet seit Wochen einen besorgniserregenden Anstieg von Cholera-Fällen in Malakal im südsudanesischen Bundesstaat Upper Nile. Am 5. November wurde hier der erste Verdachtsfall gemeldet, inzwischen gibt es über 700 Fälle. Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen haben fast neunzig Prozent von ihnen behandelt.
Sorge bereitet insbesondere die Möglichkeit, dass sich Cholera auf Nachbarregionen ausbreitet, so Landeskoordinator Zakaria Mwatia. «Die Lage in Malaka ist weiterhin ernst und wir fürchten, dass der Ausbruch auf Regionen wie Tonga und Kodok übergreifen könnte». Ärzte ohne Grenzen hat in Assosa ein Cholera-Behandlungszentrum mit 100 Betten eingerichtet und leistet wichtige medizinische Hilfe. Allerdings, so Zakaria Mwatia, gebe es noch erhebliche Lücken, etwa bei der Wasser- und Sanitärversorgung.
Der Cholera-Ausbruch war zuerst am 28. Oktober 2024 in Renk im Bundesstaat Upper Nile gemeldet worden und hat sich dann auf Malakal, Bentiu im Bundesstaat Unity, Aweil im nördlichen Bundesstaat Bahr-al Ghazal und die Hauptstadt Juba ausgebreitet. Renk ist ein wichtiger Eintrittspunkt für Geflüchtete und Rückkehrende aus dem Sudan.
Mehr als 850‘000 Menschen sind in den letzten 18 Monaten aus dem Sudan in den Südsudan gekommen, etwa zwei Drittel von ihnen über den Grenzübergang Renk. Der Zustrom von Geflüchteten und Rückkehrenden setzt das ohnehin überlastete Gesundheitssystem unter Druck. Die mangelhaften Lebens- und Hygienebedingungen verschärfen die Lage zusätzlich. Es braucht deshalb dringend grössere Anstrengungen zur Eindämmung der Cholera und für die Bereitstellung grundlegender Gesundheitsdienstleistungen im ganzen Land.
Insgesamt wurden bis 3. Dezember 1‘526 Verdachtsfälle und bestätigte Cholera-Fälle im Südsudan registriert. Mehr als 880 von ihnen sind in Einrichtungen von Ärzte ohne Grenzen behandelt worden. Hunderte kamen als Vertriebene aus dem benachbarten Sudan, wo in den vergangenen Monaten über 37‘000 Fälle bekannt wurden.
In Malakal behandelt Ärzte ohne Grenzen nicht nur Betroffene, sondern betreibt Aufklärung für eine bessere Cholera-Prävention und untersucht Kontaktketten, um potenzielle Fälle zu identifizieren. Ausserdem unterstützt Ärzte ohne Grenzen andere Organisationen und das Gesundheitsministerium mit Technik, Logistik und medizinischen Gütern. Besonders wichtig ist die Bereitstellung sogenannter Oral Rehydration Points, an denen die Menschen Rehydratationssalze und andere grundlegende Dinge zur Cholera-Behandlung erhalten. Leider verläuft die Einrichtung solcher Stellen nur schleppend.
«Wir fordern dringend eine sofortige und erhebliche Ausweitung der Massnahmen, um diesen Ausbruch einzudämmen und weiteres Leid zu verhindern. Dazu braucht es die gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten», sagt Zakaria Mwatia. Cholera-Impfungen müssen beschleunigt und umfassend durchgeführt werden. «Dass Impfstoffe angekommen sind, ist ein positiver Schritt», so Zakaria Mwatia. «Wir erwarten von der Regierung und anderen Organisationen, dass sie Impfkampagnen in Malakal und anderen betroffenen Gebieten zur Priorität machen».
Johanna Spitz