Südsudan: Schwere Überschwemmungen und unzureichende humanitäre Hilfe gefährden Hunderttausende

Die Menschen im südsudanesischen Bentiu sind von den schwersten Überschwemmungen seit Jahrzehnten betroffen. In der Folge breiten sich Krankheiten aus, die Menschen haben nicht ausreichend Nahrung und viele Kinder sind akut mangelernährt. Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) fordert andere humanitäre Akteure und die staatlichen Behörden des Südsudan dazu auf, die Hilfe für die Betroffenen dringend aufzustocken. 

Die Überschwemmungen in diesem Jahr haben die Menschen in Bentiu, der Hauptstadt des Bundesstaates Unity, landesweit am härtesten getroffen. Geschätzte 32 000 Menschen sind vor den steigenden Fluten aus den umliegenden Dörfern in den Bezirken Guit und Nhyaldu geflohen und leben nun in vier provisorischen Lagern in der Stadt Bentiu. Im Lager für Binnenvertriebene in Bentiu (ehemals von den Vereinten Nationen eingerichteter Schutzplatz für die Zivilbevölkerung) haben rund 12 000 Menschen zusätzlich Zuflucht gesucht. Das Lager beherbergt nun mindestens 120 000 Menschen.

„Die Situation im Vertriebenenlager Bentiu ist kein neues Phänomen“, sagt Will Turner, Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen. „Seit Jahren haben wir vor den katastrophalen Bedingungen dort gewarnt, doch die Organisationen und Einrichtungen, die für die Wasser- und Sanitärversorgung im Lager zuständig sind, haben ihre Aktivitäten nicht ausreichend verstärkt oder angepasst.“ 

Das Spital von Ärzte ohne Grenzen im Lager Bentiu ist völlig überlastet. Die Teams haben dort im November durchschnittlich 180 Patient:innen pro Tag behandelt. Bei den meisten handelt es sich um Kinder unter fünf Jahren, die an Malaria, Atemwegsinfektionen und Mangelernährung leiden. „Wir sind sehr besorgt, denn die Zahl der Kinder, die mit schwerer Mangelernährung in unser Spital eingeliefert werden, hat sich seit Beginn der Überschwemmungen verdoppelt“, sagt Jacob Goldberg, medizinischer Leiter von Ärzte ohne Grenzen. Auch das staatliche Spital in der Stadt Bentiu ist überlastet. 

Im Lager Bentiu sind die Lebensbedingungen katastrophal. Die Kläranlage ist infolge der Überflutungen seit Wochen ausser Betrieb und es gibt fast keine nutzbaren Latrinen mehr. Fäkalien und Urin sickern aus überlaufenden Latrinen in offene Abflüsse. Die Menschen haben nicht ausreichend Trinkwasser und es gibt kein System zur Müllentsorgung, so dass sich die Abfälle stauen. Tote Tiere wie Ziegen und Hunde verrotten in den Abwassersystemen.

Da immer mehr Menschen im Lager in Bentiu Zuflucht suchen, werden sich die Bedingungen dort weiter verschlechtern. Durch Wasser übertragene Krankheiten wie akuter wässriger Durchfall, Cholera und Malaria stellen ernste Bedrohungen für die Gesundheit der Menschen dar. In der Stadt Bentiu wiederum steigt die Zahl der Malariapatient:innen in besorgniserregendem Masse. Das stehende Wasser stellt eine perfekte Brutstätte für Moskitos dar.

Ärzte ohne Grenzen hat seine Aktivitäten in Bentiu ausgeweitet und ein zusätzliches Notfallteam zusammengestellt.

Kontakt
Lukas Nef Medienverantwortlicher, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Lukas Nef Medienverantwortlicher, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
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1999 erhielt MSF den Friedensnobelpreis.

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