Syrien: Hunderte Zivilisten von Sprengkörpern und Minen getötet oder verletzt

Sprengkörper und Minen töten und verstümmeln regelmässig Zivilisten im Norden Syriens. Das zeigt der Bericht „Set to Explode“, den Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) heute anlässlich des UN-Landminentags zum 4. April veröffentlicht hat. Der Bericht basiert auf Aussagen von MSF-Mitarbeitern, Patienten und deren Angehörigen. Ganze Landstriche in Nordsyrien sind übersät von Minen, Sprengfallen und nicht detonierten Sprengkörpern, die auf Strassen, in Feldern oder Häusern ausgelegt wurden oder nach Bomben- und Raketenangriffen zurückgeblieben sind.

Die Menschen im Norden Syriens fliehen vor Kämpfen und vor sich verschiebenden Frontlinien oder sie kehren in Städte zurück, aus denen sich der sogenannte Islamische Staat (IS) zurückgezogen hat. „Es ist für die Menschen extrem gefährlich, nach Hause zurückzukehren”, beschreibt Karline Kleijer, Notfallkoordinatorin von MSF. „Überall wurden Sprengkörper versteckt – unter Teppichen, in Kühlschränken, selbst in Teddybären.“

In der Region Manbidsch haben Spitalangestellte im Sommer 2016 in einem Zeitraum von nur vier Wochen mehr als 190 Menschen behandelt, die bei Explosionen von Sprengkörpern verletzt worden waren. „Ganze Wagenladungen mit Verletzten kamen im Spital an”, sagt ein Arzt, der für MSF im Arin-Spital arbeitet. „Um den Kämpfen zu entgehen, nahmen die Menschen Strassen, die sie für sicher hielten und die sich dann als Minenfelder herausstellten.“

Derzeit werden in Nordsyrien nahezu keine Minen geräumt, weder von humanitären noch von militärischen Organisationen. Darum übernehmen die Einheimischen das selbst – oft mit tödlichen Konsequenzen. „Die Menschen riskieren ihr Leben, um ihre Dörfer sicher zu machen“, sagt Kleijer. „Wir haben von fünf Männern in Ajn Al Arab (Kobane) gehört, die freiwillig Häuser von Minen befreit haben, um etwas Geld zu verdienen. Keiner dieser Männer lebt heute noch.“

Solange diese Gebiete mit Minen und nicht explodierten Kriegsresten verseucht bleiben, werden die Menschen nicht sicher aus Kriegsgebieten fliehen oder in ihre Häuser zurückkehren können. Gleichzeitig schränken sie die Möglichkeiten von Hilfsorganisationen ein, die Menschen in dieser Region zu unterstützen, deren Gesundheitssystem infolge des jahrelangen Krieges zerstört ist.

MSF fordert alle Kriegsparteien und ihre Verbündeten auf, den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten und Minenräumung in Nordsyrien zu ermöglichen. Ausserdem muss die internationale Gemeinschaft internationale Organisationen für Minenräumung bei ihren Aktivitäten in Nordsyrien unterstützen, so dass die Sicherheit der Zivilbevölkerung und die Bereitstellung von humanitärer Hilfe gewährleistet sind.

Untenstehend finden Sie den Report „Set To Explode“ zum Download.

 

Kontakt
Lukas Nef Communications Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Christoph Hanger Communication Coordinator, Médecins Sans Frontières/ Ärzte Ohne Grenzen (MSF)
Lukas Nef Communications Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Christoph Hanger Communication Coordinator, Médecins Sans Frontières/ Ärzte Ohne Grenzen (MSF)
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