Syrien/Idlib: Von MSF unterstütztes Spital schliesst nach Luftangriff

Am Vormittag des 29. Januar wurde das Owdai-Spital in der Stadt Sarakeb in der syrischen Provinz Idlib bei Luftangriffen getroffen.

Zum Zeitpunkt des Angriffs befanden sich viele Verletzte im Spital, die eine Stunde zuvor bei einem Luftangriff auf dem grössten Markt in Sarakeb verwundet worden waren. Bei dem Angriff auf den Markt starben laut Spitalleiter elf Menschen und bei dem Luftangriff auf das Spital fünf weitere Menschen, darunter ein Kind. Sechs Menschen, unter anderem drei Mitarbeiter des Spitals, seien verletzt worden.

«Dieser Vorfall zeigt, mit welcher Brutalität Gesundheitseinrichtungen in Syrien angegriffen werden», sagt Luis Montiel, MSF-Landeskoordinator für Nordsyrien. «Hier wurde ein Spital angegriffen, in dem gerade Patienten aufgenommen und behandelt wurden. Das ist unfassbar und ein klarer Verstoss gegen das humanitäre Völkerrecht.»

Der Luftangriff auf das Spital vom 29. Januar war der zweite innerhalb von zehn Tagen. Bereits am 21. Januar war eine Freifläche vor dem Spitaleingang bei einem Luftangriff getroffen worden. Die Explosion zerstörte die Fenster und Generatoren, so dass das Spital für drei Tage schliessen musste.

Nach dem erneuten Angriff musste das Owdai-Spital nun auf unbestimmte Zeit geschlossen werden, während der Bedarf nach Gesundheitsversorgung in der Region zugleich stark ansteigen dürfte. Infolge erneuter Gewalt im ländlichen Osten der Provinz Idlib und im Nordosten von Hama sind zehntausende Familien vor der Gewalt nach Norden geflohen, d.h. in den Norden von Idlib sowie den Westen der Provinz Aleppo. Sie leben dort bei Wintertemperaturen in überfüllten Zelten oder selbstgebauten Unterkünften.

„Die Schliessung des Owdai-Spitals wird grosse Auswirkungen auf die Lage der hilfsbedürftigen Menschen haben”, so Montiel. „Es war das einzige öffentliche Spital im Distrikt Sarakeb mit einem Einzugsgebiet von rund 50’000 Menschen. Vor dem Angriff haben hier monatlich durchschnittlich 3’800 Behandlungen stattgefunden.“

 

MSF betreibt fünf Gesundheitseinrichtungen und drei mobile Kliniken im Norden Syriens, hat Kooperationen mit fünf weiteren Einrichtungen und unterstützt etwa 50 Gesundheitseinrichtungen im ganzen Land dort, wo die Teams nicht vor Ort sein können. In vom sogenannten Islamischen Staat kontrollierten Gebieten ist MSF nicht aktiv, da die Organisation dort keine Sicherheitsgarantien erhalten hat. MSF wurde bislang kein Zugang zu den von der syrischen Regierung kontrollierten Gebieten gewährt. Zur Wahrung der Unabhängigkeit nimmt MSF für die Arbeit in Syrien keine Regierungsgelder an.

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Etienne Lhermitte Media Officer, Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
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