DR Kongo, Nord-Kivu: MSF weitet Hilfe aufgrund steigenden Bedarfs aus

DR Kongo, Nord-Kivu: MSF weitet Hilfe aufgrund steigenden Bedarfs aus

Fast sechs Monate, nachdem der Ausbruch der Ebola-Epidemie im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo erklärt wurde, kämpfen die Einsatzteams, darunter auch jene von Médecins Sans Frontières/ Ärzte ohne Grenzen (MSF), immer noch damit, die Epidemie unter Kontrolle zu bekommen. Bisher haben sich 619 Menschen mit dem Virus infiziert und 361 sind im Laufe der zweitgrössten Ebola-Epidemie gestorben.

Die Zahl der neu bestätigten Ebola-Fälle steigt ständig. Zusätzlich haben Unruhen in Zusammenhang mit den Präsidentschaftswahlen den Zugang der Bevölkerung zur Gesundheitsversorgung in und um die Stadt Beni weiter eingeschränkt. Einige Gesundheitszentren wurden während der Proteste beschädigt. Dies erschwert die schnelle Identifizierung neuer Ebola-Fälle, da die verbliebenen Gesundheitszentren überfüllt sind.

“In dieser Situation haben die Menschen oft keine andere Wahl als medizinische Hilfe in Gesundheitszentren in Anspruch zu nehmen, die keine geeigneten Triage-Massnahmen oder Infektionsprävention und -kontrolle durchführen. Dies erhöht das Risiko der Ausbreitung des Virus” erklärt Laurence Sailly, Leiterin des Noteinsatzes von MSF. “Es handelt sich hierbei um Menschen, die unter einem jahrelangen Konflikt leiden. Nun kommt noch der tödlichste Ebola-Ausbruch hinzu, den das Land je erlebt hat. Die Unruhen der letzten Wochen verstärken die Notlage, in der sich die Menschen befinden, da ihr Zugang zu adäquater medizinischer Versorgung weiter eingeschränkt wird."

Seit der Ausbruch am 1. August 2018 offiziell erklärt wurde, hat MSF seine Aktivitäten permanent ausgebaut, um der wachsenden Zahl bestätigter Fälle gerecht zu werden. Jüngste Beispiele dafür sind die Gesundheitszone von Butembo, wo MSF im Ebola-Behandlungszentrum die Bettenzahl von 64 auf 96 erhöht hat und ein neues Behandlungszentrums in Katwa eröffnet hat. Zudem hat MSF in Bwana Sura (Provinz Ituri), in der Gesundheitszone Komanda, ein Transitzentrum eröffnet, da dort neue Infektionsherde zu verzeichnen sind.

„Da mehr und mehr Fälle aus der Stadt Butembo kommen, die fast eine Million Einwohner hat, war es dringend nötig, ein zweites Behandlungszentrum zu errichten”, erzählt Emmanuel Massart, der Projektkoordinator für Katwa. „Somit können wir die Kapazität zur Behandlung von Patienten zu erhöhen. Wir kommunizieren dies auch an die betroffenen Gemeinden, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Die im Zentrum eingebauten grossen Fenster ermöglichen den Patienten, die Gesichter der Ärzte und des Krankenpflegepersonals zu sehen. Dies erleichtert Angehörigen den Kontakt zu Patienten aufrecht zu erhalten, was in Ebola-Behandlungszentren teilweise schwer umsetzbar ist.”

Eine der grössten Herausforderungen ist es, die Bevölkerung über Massnahmen zu informieren, die die Ausbreitung des Virus einschränken. Durch die aufgeschobenen Wahlen in Beni und Butembo ist es noch schwieriger geworden, die Gemeinden zu erreichen: Die Menschen sind gegenüber Präventions- und Kontrollmassnahmen wie z.B. sichere und würdevolle Bestattungen oder Dekontamination von Kliniken und Haushalten, kritisch eingestellt.

“Im Fall von Ebola sind Behandlungszentren allein nicht ausreichend. Um den Ausbruch wirklich unter Kontrolle zu bringen muss man Beziehungen zu den Gemeinden aufbauen und so gegenseitiges Vertrauen schaffen.‘‘, erklärt Andrew Wright, ein Anthropologe von MSF in Katwa. ,,Es ist wichtig, dass wir unsere Bemühungen, die Bevölkerung als aktive Akteure in der Bekämpfung des Ebola Virus einzubinden, verstärkten. Dazu gehört auch, dass wir deren Bedürfnisse besser berücksichtigen. Beispielsweise haben wir Ende Dezember Verbandsmaterial an lokale Gesundheitszentren verteilt, damit Verletzte nach Gewaltausbrüchen besser versorgt werden können. Weiter sind unsere Transitzentren nicht nur damit beschäftigt, Ebola-Patienten und Patientinnen zu identifizieren und sie an die Behandlungszentren zu verweisen, sondern sie kümmern sich auch um andere Gesundheitsprobleme der Bevölkerung. Um das gegenseitige Verständnis und die Zusammenarbeit zu verbessern, ist es zudem wichtig, die Gemeinden zu besuchen und ihnen von unseren Aktivitäten zu erzählen, bevor wir diese umsetzen.“

 

Photo Credits: Gabriele François Casini/ MSF

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Seit die Ebola-Epidemie am 1. August 2018 offiziell ausgerufen wurde, sind die Teams von MSF in Nord Kivu und der Nachbarprovinz Ituri im Einsatz. MSF betreibt Ebola-Behandlungszentren in Butembo und Katwa, Transitzentren in Beni und Bwana Sura (Gesundheitszone Komanda) und eine Isolierstation in Buni. MSF ist auch an den Impfkampagnen von Gesundheitspersonal beteiligt und betreibt Infektionsprävention und -kontrolle sowie Informationskampagnen für Gesundheitspersonal und betroffene Gemeinden.

MSF arbeitet unabhängig von politischer, religiöser oder militärischer Einflussnahme und bewahrt seine Unparteilichkeit. Die Hilfe erfolgt nach einer Einschätzung des medizinischen Bedarfs. Die Unabhängigkeit der Organisation wird durch die Finanzierung gewährleistet: 96 Prozent der Spenden kommen von privaten Spendern.

Kontakt
Louisa Bühler Media Coordinator, Team Medien/Events (Assistant)
Louisa Bühler Media Coordinator, Team Medien/Events (Assistant)
Über Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)

MSF ist eine unabhängige medizinische Hilfsorganisation. MSF hilft Menschen in Not, Opfern von Naturkatastrophen sowie von bewaffneten Konflikten - ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft, religiösen oder politischen Überzeugung oder ihres Geschlechts.


1999 erhielt MSF den Friedensnobelpreis.

Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Kanzleistrasse 126
8004 Zürich