Zentralafrikanische Republik: Ärzte ohne Grenzen verurteilt Angriffe auf Patient:innen und Gesundheitspersonal in Batangafo

Im Norden der Zentralafrikanischen Republik sind Patient:innen und deren Familienmitglieder sowie Mitarbeitende von Hilfsorganisationen in der Stadt Batangafo massiver Gewalt durch lokale bewaffnete Gruppen ausgesetzt. Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) fordert die bewaffneten Gruppen auf, die Sicherheit von Patient:innen und medizinischem Personal sicherzustellen.

Im aktuellen Jahr wurden die Teams von MSF bereits 16 Mal in Batangafo angegriffen. Die jüngsten Übergriffe ereigneten sich am 26. und 30. August. 

Bei den Übergriffen handelt es sich in der Regel um Raubüberfälle, die sich meist in den Aussenbezirken der Stadt abspielen. Sie werden von verschiedenen Gruppen bewaffneter Männer verübt. Diese greifen etwa die Fahrer:innen von Motorrädern an, die Patient:innen transportieren, ebenso wie Mitarbeitende des Gesundheitswesens, die in ländlichen Gebieten arbeiten, oder Fahrzeugkonvois mit medizinischem Personal, das auf dem Weg zu Einsätzen ist. 

Bei zwei Angriffen im März und August dieses Jahres kam es zudem zu sexualisierter Gewalt gegenüber einer Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen und zwei Familienangehörigen von Patient:innen. 

«Wir sind empört über jegliche Gewalt gegen Patient:innen, ihre sie betreuenden Familienmitglieder und unsere Mitarbeitenden und Fahrer:innen, die eindeutig als Angehörige einer humanitären Organisation zu erkennen sind», sagt Gisa Kohler, Einsatzleiterin von Ärzte ohne Grenzen in der Zentralafrikanischen Republik. 

«Unsere Teams werden immer wieder mit vorgehaltener Waffe ausgeraubt. Die wiederholten Angriffe auf Ärzte ohne Grenzen gefährden die Fortführung unserer medizinischen Aktivitäten in der Peripherie von Batangafo. Wenn wir gezwungen wären, das Land zu verlassen, hätte dies zur Folge, dass die Menschen in den ländlichen Gebieten einen stark eingeschränkten Zugang zur medizinischen Versorgung hätten.»

«Wir sind entschlossen, hier zu bleiben, um in einem sehr vernachlässigten Gebiet Leben zu retten, aber wir können dies nicht um jeden Preis tun», so Kohler weiter. «Daher rufen wir alle bewaffneten Gruppen auf, das medizinische Personal, die humanitären Helfer:innen, die Patient:innen und ihre Betreuer:innen zu respektieren und zu schützen.»

Nach den jüngsten Vorfällen setzt Ärzte ohne Grenzen die Fahrten zu den unterstützten Gesundheitszentren in den Aussenbezirken von Batangafo sowie die Überweisung von Patient:innen aus den Gebieten zwischen Batangafo und Ouogo, wo sich einer der Vorfälle ereignete, vorübergehend aus.

«Auch wenn der Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik nicht im Rampenlicht steht, kommt es hier immer wieder zu Gewalt gegen die lokale Bevölkerung. Sie sind die ersten, die davon betroffen sind», sagt Kohler. 

Ärzte ohne Grenzen ist seit 2006 in Batangafo präsent. Die Teams betreiben derzeit ein Spital und unterstützen ein Netzwerk von Gesundheitshelfer:innen in den Gemeinden, die für die Behandlung von Malaria- und leichten Durchfallerkrankungen ausgebildet sind. Darüber hinaus unterstützen sie zwei Gesundheitszentren am Stadtrand. Zwischen Januar und Juli 2023 führten die Teams fast 115'000 medizinische Konsultationen durch und überwiesen mehr als 2000 Patient:innen, die eine anspruchsvollere Behandlung benötigten, aus ländlichen Gebieten an das städtische Spital.

Unter diesem Link können Sie Bilder aus Batangafo herunterladen. Sie können Sie anlässlich der aktuellen Berichterstattung und bei Nennung der Quelle kostenfrei verwenden.

 

Über Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)

MSF ist eine unabhängige medizinische Hilfsorganisation. MSF hilft Menschen in Not, Opfern von Naturkatastrophen sowie von bewaffneten Konflikten - ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft, religiösen oder politischen Überzeugung oder ihres Geschlechts.


1999 erhielt MSF den Friedensnobelpreis.

Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Kanzleistrasse 126
8004 Zürich